Wien - Die Wiener ÖVP hat am Mittwoch als erste Partei ihre Abschluss-Kundgebung im Wahlkampf für die Gemeinderatswahlen am kommenden Sonntag abgehalten. Die prominenten Redner zeigten sich von den herrschenden, äußerst kühlen Temperaturen und dem leichten Regen ziemlich unbeeindruckt: "Der wirkliche Frühling für die Wiener Volkspartei beginnt am Abend des 25. März", versicherten der Wiener VP-Chef Bernhard Görg und der Obmann der Bundespartei, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, den am Wiener Graben erschienenen ÖVP-Anhängern. Auch die erste Nummer der im Vorprogramm spielenden Band war einer wärmeren Jahreszeit gewidmet, nämlich dem "Summer of 69". Die Zuhörer stärkten sich unterdessen mit Glühwein, einem eher winterlichen Getränk. Um 17.00 Uhr ging der "Einzug" der Spitzenfunktionäre und Ressortchefs über die Bühne. Erschienen waren neben Görg und Schüssel auch die Minister Wilhelm Molterer, Benita Ferrero-Waldner, Martin Bartenstein und Ernst Strasser sowie die Europa-Parlamentarierin Ursula Stenzel und VP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat. Bernhard Görg wünschte allen Anwesenden einen "recht schönen Nachmittag" und gestand: "Heute früh habe ich meinen Augen nicht getraut." Angesichts des Schneefalls habe er sich dann aber gedacht: "Nur die Härtesten kommen durch. Und wir sind nicht nur hart, sondern auch motiviert." Seine Rede war von den im Wahlkampf bereits häufig abgegebenen Warnungen vor Rot-Grün bzw. einem "Roten Wien" und von Lob für die Arbeit seiner Partei gekennzeichnet. "Diese Stadtregierung hat in den letzten vier Jahren mehr geleistet als jede Stadtregierung zuvor", versicherte Görg. Kritik übte er an den Sozialdemokraten. Er "fresse nicht jeden Tag einen Sozialisten", aber angesichts der derzeitigen "Arroganz und Präpotenz" des Koalitionspartners SPÖ, werde er seinen Speiseplan "überdenken". "Die Sozialdemokraten sind knapp daran, uns den Sessel vor die Tür zu stellen", meinte Görg. Eine rote Alleinregierung oder Rot-Grün wäre aber, so befand er, ein "klarer Rückschritt". Das solle man den Wiener nicht zumuten. Und mit eher ungewohnt heftigen Worten reagierte Görg auf ein Zeitungs-Interview des FPÖ-Klubobmanns Peter Westenthaler. Dieser hatte bekundet: "Görg war noch nie ein Intelligenzbolzen." Der Wiener VP-Chef konterte: "Den Intelligenzquotienten, den der Herr Westenthaler jetzt hat, den habe ich schon gehabt, bevor ich gezeugt worden bin." Und klar und deutlich müsse man sagen, dass Westenthaler ein "Prolet" sei, so Görg. Schüssel schaut auf "sein Wien" Bundeskanzler Wolfgang Schüssel startete mit einem Aufruf an die Zuhörer: "Wir müssen stark sein und ihr müsst uns dazu machen." Er schaue auf "sein Wien", so Schüssel, der betonte, dass die Bundesregierung die Stadt nicht "ausgehungert" habe. Vielmehr sei es die Rathaus-SPÖ gewesen, die etwa eineinhalb Milliarden Schilling, die Ministerin Elisabeth Gehrer für das Wiener Allgemeine Krankenhaus vorgesehen hat, nicht an das Spital weitergegeben habe. Auch die Grünen wurden mit Kritik vom Regierungschef bedacht, etwa in Sachen Bildungspolitik. Schüssel: "Eine Einheitsnote für alle Schüler wird empfohlen, aus Protest gegen Maßnahmen und Reformen im Bildungswesen. Ist das ein Dienst an den jungen Menschen?" Schüssel wies weiters darauf hin, dass die SP-Politiker Sepp Rieder und Rudolf Edlinger im Jahr 1995 selber die - jetzt umstrittenen - Ambulanzgebühren vorgeschlagen haben: "Warum jetzt die Polemik? Entweder ist es fair, dann soll man es machen, sozial abgefedert, mit einer Obergrenze. Aber nicht dann, wenn man selber an der Macht ist, etwas vorschlagen und nachher Fundamentalopposition machen." Der Regierungschef strich die Kompetenzen der ÖVP als Wirtschafts- und als Familienpartei hervor und verwies auf die Bedeutung der EU-Osterweiterung für Wien. Diese sei eine "historische Chance" für die Bundeshauptstadt. Dazu müsse jedoch auch investiert werden, etwa in Verkehrsmaßnahmen. Zum Abschluss durfte sich Spitzenkandidat Bernhard Görg über ein "Kraftpaket" freuen, wie die VP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat jenen Obstkorb nannte, den sie an den Wiener Parteichef überreichte. Die Abschiedsworte Rauch-Kallats erregten dann auch das Interesse zweier zufällig über den Graben spazierender Damen. Eine der beiden Passantinnen irrte sich prompt: "Ich glaube, das ist die Partik-Pable", meinte sie zu ihrer Begleiterin.(APA)