Wien - "Das lässt wirklich tief blicken." Das STANDARD-Interview mit Michael Häupl stand Donnerstag im Mittelpunkt der Rede des Grünen Spitzenkandidaten Christoph Chorherr bei der Abschlussveranstaltung im Tanztheater Odeon: "Was für eine Haltung ist das, die Erfolg mit Verdammung assoziiert?" Häupl hatte in der Donnerstags-Ausgabe des STANDARD erklärt: "Ein allfälliges rot-grünes Experiment in Wien ist ja extrem zum Erfolg verdammt. Wenn das scheitern sollte, scheitert ja ein ganzes mögliches politisches Konzept für die Republik." Chorherr: "Immerhin ist offensichtlich die Botschaft unseres Wahlkampfes bei Häupl angekommen: Mit uns muss man Veränderungen umsetzen, mit uns muss man Erfolg haben, sonst gehen wir in keine Regierung." Und als Beleg dafür, was sich in Wien etwa ändern müsse: Ein Wahlkampf-Karterl von Häupl, auf dem jener "mein Wort drauf" gibt: "Ich werde. . . für noch mehr Bioprodukte in Wiens Kindergärten, Schulen und Spitälern sorgen." Chorherr: "Und jetzt liegt eine Ausschreibung für Schulessen vor, in der sich nichts von den versprochenen 30 Prozent Bioanteil findet. Da soll nur ein biologisches ,Ergänzungsmenü' angeboten werden" (DER STANDARD berichtete). "Mein Wort drauf, Häupl, das wird sich ändern", so Chorherr. Es gelte, "Ökologie erstmals zu einem Leitprinzip in der Stadt zu machen". Er wolle bis zur nächsten Bundeswahl in Wien zeigen, "es gibt ein positives Modell der Veränderung". fast naive Begeisterung Aber abgesehen von solchen Energie-aufladenden Meldungen, fühlt sich Chorherr in der Schlussphase des Wahlkampfes bereits "wie ein Handy, auf dem nur noch ein Akku-Stricherl drauf ist". Alexander Van der Bellen, Chef der Bundesgrünen schätzt auch am wahl-abgekämpften Chorherr dessen "manchmal fast naive Art der Begeisterung". Und das sei etwas "ungeheuer Positives. Wer kommt schon auf die Idee, einfach nach Südafrika zu fahren und dort eine Schule zu bauen?" Van der Bellen ist sich "sicher, dass wir gewinnen werden. Fragt sich nur wie hoch. Aber ich habe in den letzten Tagen das Gefühl: Es bewegt sich etwas." Jede Stimme für Grün in Wien zähle jedenfalls doppelt - "in politischer und psychologischer Hinsicht. Die Bundesgrünen würden sich bestätigt fühlen". (frei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. März 2001)