Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) kann sich trotz des gewaltigen Siegs bei den Gemeinderatswahlen und der absoluten Mandatsmehrheit vorstellen, "nicht a priori" allein zu regieren. "Es muss auch im künftigen Gemeinderat möglich sein, bestimmte Projekte im Interesse der Zukunft der Stadt gemeinsam zu machen. Das heißt nicht, dass es mit einer Partei sein muss, es kann mit zwei oder drei sein. Je größer die Zusammenarbeit in der Stadt ist, desto lieber ist es mir", sagte Häupl in einer Diskussionsrunde der Spitzenkandidaten im ORF-Fernsehen. "Äußerst behutsam" Jedenfalls könne man "versichert sein, dass er "äußerst behutsam" damit umgehen werde, allein Beschlüsse zu machen. Er werde jedenfalls nächste Woche alle im Wiener Gemeinderat vertretenen Parteien zu Gesprächen über die Zukunft der Stadt einladen. Keine Mitarbeit in einer Art Koalitionsregierung kann sich der Wiener ÖVP-Chef Bernhard Görg mehr vorstellen. Dies sei aber seine persönliche Meinung und er werde morgen zu einem Parteivorstand einberufen, um über die "Neupositionierung und Neuorientierung der ÖVP in Wien zu reden". Dabei werde er Vorschläge machen, "wie es mit der ÖVP in Wien weitergehen soll". Blaue Vorstellungen FPÖ-Spitzenkandidatin Helene Partik-Pable meinte zu dem Vorschlag Häupls, bisher habe der Bürgermeister die FPÖ ausgegrenzt. Sie könne sich "natürlich vorstellen, wenn es vernünftige Vorschläge gibt, eine konstruktive" Oppositionspolitik zu machen. Der grüne Spitzenkandidat Christoph Chorherr bekräftigte seine Forderung nach ökologischer Orientierung, Einsatz für Bildung und einer weltoffenen Stadt, wo es ein Wahlrecht für alle Wiener gebe. Man werde sich einsetzen, diese Reformen umzusetzen und "in welcher Form, wird ganz maßgeblich von der Partei mit der absoluten Mehrheit abhängen". Was die Wahlanalyse betrifft meinte die aus dem Gemeinderat ausgeschiedene LIF-Chefin Alexandra Bolena, sie habe einen tiefen Respekt vor den Wählern, die den Liberalen die Treue gehalten haben. Allerdings habe es Kräfte gegeben, die dazu beigetragen haben, dass "wir heute dastehen, wo wir stehen". "Fundamentalen Auswirkungen" Chorherr sprach von "fundamentalen Auswirkungen" der Wien-Wahl auf die Regierung. Schwarz-Blau auf Bundesebene sei deutlich geschwächt worden. Es habe sich auch um einen "Erdrutschsieg gegen die FPÖ, die versuchte, Menschen gegeneinander auszuspielen, gehandelt". Man werde weiter kämpfen, um nach den nächsten Nationalratswahlen Schwarz-Blau abzuwählen. Partik-Pable zeigte sich vom Ergebnis "etwas enttäuscht". Die Wahlhilfe durch Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider habe einen Mobilisierungseffekt gebracht. Die SPÖ habe aber verunsichert und die Wähler seine der Aufforderung, der FPÖ einen Denkzettel zu geben, nachgekommen. Es wäre aber "wirklich schlecht, wenn man den Konsolidierungskurs der Regierung ad absurdum führen würde". "Keine Auswirkungen Görg meinte, in der ÖVP werde das Ergebnis in Wien "sicher keine Auswirkungen auf Bundesebene" haben. Was die FPÖ betreffe, "bin ich kein Prophet. Ich gehe davon aus, dass die Regierung trotz der schweren Niederlage, die die FPÖ erlitten hat, sehr fest zusammen stehen wird." Häupl bekräftigte seine Ablehnung, trotz des riesigen Wahlerfolgs nicht in die Bundespolitik zu gehen. Er sei "besonders gerne Bürgermeister. Ich werde ganz sicher nicht Bundespolitiker. Ich fühle mich dem SPÖ-Bundesparteivorsitzenden verpflichtet, aber nicht so weit, dass ich ihm Konkurrenz machen würde." Befragt, ob er fünf Jahre Bürgermeister bleibe, sagte Häupl: "Das ist eine extrem richtige Interpretation meines Gefühls." (APA)