Hamburg - Das seit 1945 verschollene Meisterwerk "Turm der blauen Pferde" von Franz Marc (1880-1916) soll nach einem Bericht der April-Ausgabe des Hamburger Kunstmagazins "art" angeblich in einem Zürcher Banksafe liegen. Chefredakteur Axel Hecht verwies am Mittwoch auf Angaben des Sammlers und Unternehmers Jan A. Ahlers. Das 1913 entstandene großformatige Bild - "eine Ikone des deutschen Expressionismus" - befinde sich offenbar im Besitz der Person oder Personen beziehungsweise ihrer Erben, die das Werk nach dem Zweiten Weltkrieg vermutlich entwendet hatten. Hecht räumte ein, dass er selbst das Bild nicht gesehen habe, Ahlers habe sich hierzu nicht direkt geäußert, aber angedeutet, sich mit dem "Franz Marc Förderkreis, Kochel am See" um die Herausgabe des Bildes zu bemühen: "Wir haben bereits Verhandlungsbereitschaft signalisiert." Hecht hält das Gemälde wegen seiner Bekanntheit für unverkäuflich, der Schätzwert dürfte im zweistelligen Millionen-Mark-Bereich liegen, Eigentümer sei freilich unstrittig die Berliner Nationalgalerie. Christofer Conrad von der Stuttgarter Staatsgalerie - sie hatte im vergangenen Jahr eine große Franz Marc-Ausstellung gezeigt - verwies darauf, dass es über den Verbleib des bedeutenden Gemäldes nach dem Zweiten Weltkrieg keine verlässlichen Angaben gebe. Es könnte in den Nachkriegswirren zerstört worden oder als "Beutekunst" nach Russland oder auch in die USA illegal gekommen sein, nannten Conrad und Hecht die verbreitetsten Spekulationen. Prof. Christian von Holst, Direktor der Stuttgarter Staatsgalerie, betonte: "Ich weiß von dem Auftauchen des Bildes nichts. Es wäre eine Sensation und ein Traum für alle, die die Kunst von Franz Marc lieben." Der "Turm der blauen Pferde" ist nach den Worten von Holst "das absolute Meisterwerk" des deutschen Expressionismus und das Schlüsselwerk des Künstlers. In der Nazi-Zeit hing das Gemälde zeitweise in der berühmt- berüchtigten Münchner Ausstellung so genannter "entarteter Kunst". Nach Protesten des damaligen deutschen Offiziers-Bundes wurde das Meisterwerk aus dieser diskriminierenden Schau entfernt, da Franz Marc bei Verdun gefallen war und sein Ansehen nicht beschädigt werden sollte. Später verleibte Reichsmarschall Hermann Göring das Bild seiner Sammlung ein. Zuletzt soll es 1945 in Berlin, möglicherweise im Flakbunker Friedrichshain, gesehen worden sein. (APA/dpa)