Wien - Der Wiener ÖVP-Obmann Bernhard Görg hat bei einer Diskussion in der Politischen Akademie in Wien von "strategischen Dilemmata" im Wahlkampf berichtet. Verantwortlich dafür sei die nachmals berühmte Aschermittwochrede des Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider gewesen. Dessen Äußerungen über Ariel Muzicant habe dem SP-Chef Michael Häupl (S) die Möglichkeit gegeben, sich als der große Gegenspieler zu geben. Dazu seien plötzlich Bundesthemen in den Vordergrund getreten. "Das alles hat dann uns Abwind gebracht", erinnerte sich Görg an die laut seinen Angaben entscheidende Phase im Wahlkampf. Die Überlegung, bei der "Schlammschlacht" SP gegen FP mitzumachen, habe er schnell verworfen. "Denn plötzlich die SPÖ anzukübeln, das glaubt uns niemand", meinte Görg. Forsche Vorgangsweise gegen Freiheitliche hätte "Schwierigkeiten" gebracht" Eine allzu forsche Vorgangsweise gegen die Freiheitlichen - dem VP-Koalitionspartner auf Bundesebene - wurde ebenfalls als nicht sinnvoll erachtet. "Das hätte uns in Schwierigkeiten mit der Bundesregierung gebracht", zeigte sich der Wiener VP-Chef überzeugt. Die erste "Lösung", die er erwogen habe, sei ein ausdrücklicher Pro-Bundespartei-Wahlkampf gewesen: "Ich habe mir überlegt, die Wiener Wahl als Test für die Regierung zu machen." Doch das soll auf Ablehnung gestoßen sein - und zwar bei der Bundes-Volkspartei selbst. Der Grund: "Die haben gesehen, sie fallen runter in den Umfragen." Der Wiener ÖVP-Chef zeigte sich von dieser Entwicklung sichtlich wenig überrascht. Laut Görg liegt die Ursache darin, dass die Regierung ihre Maßnahmen höchst "unprofessionell" verkauft hat. Vor strategischen Problemen stand aber offenbar nicht nur der Parteichef. Auch die VP-Bezirksvertreter hatten dem Vernehmen nach Schwierigkeiten, mit den geänderten Machtverhältnissen umzugehen. Das betraf jedoch in erster Linie die Situation in der Stadtregierung. "Wir haben früher unseren Wahlkampf gegen das Rathaus führen können", erinnerte sich der Vorsteher der Innenstadt, Richard Schmitz. In dem Moment, wo neben den Sozialdemokraten auch die ÖVP dort vertreten gewesen sei, "war das weg". Politische Erfolge seien nicht mehr gegen, sondern mit dem Rathaus erreicht worden. "In den Augen des Bürgers hat sich das Bild des Bezirksvorstehers als Einzelkämpfers geändert", versicherte Schmitz. (APA)