Wien - "Schulverwaltung? Das ist sicher ein bisschen eine Bombe." Und wegen der implizierten Sprengkraft will Bernhard Raschauer, Vorsitzender der Expertenkommission zur Aufgabenreform des Staates, den konkreten Vorschlag für den Schulbereich Vizekanzlerin Susanne Riess- Passer (FP) heute, Freitag, persönlich vorlegen. Dabei ist die geheimnisumwitterte Schulverwaltung nur ein Punkt in jenem 150 Seiten starken Bericht, den Raschauer mit einem Dutzend weiteren Experten seit September 2000 ausgearbeitet hat. Riess-Passer wollte geklärt wissen, welche Aufgaben der Staat erfüllen müsse und welche nicht. Die Kommission wurde fündig: "Quer durch den Gemüsegarten. Bund, Länder, Gemeinden", sagt Staatsrechtler Raschauer zum Standard. 60 Vorschläge werde man Riess-Passer unterbreiten, etwa Streichungspläne für ganze Behörden. Exzessiv archivieren Die Gewerbebehörden etwa halten Raschauer und Konsorten für entbehrlich: "Die Gewerbeverwaltung ist so exzessiv, dass man einen Großteil ersatzlos streichen kann, und es wird niemandem etwas abgehen", meint Raschauer. Stattdessen sollte die Regierung diese Anmelderituale bei der Gewerbebehörde für alle nicht bewilligungspflichtigen Gewerbe (Gärtner, Bestatter, Dachdecker, Bodenleger, Fotografen, Fußpfleger, Gastgewerbe . . .) abschaffen. Das entlaste die Bezirkshauptmannschaften und die Ämter der Landesregierungen und mache gleichzeitig die nämlichen Behörden überflüssig. "Da geht’s in Wien um 40.000 Meldungen pro Jahr. Das dient nur der Archivierung." Die Meldung bei der Gewerbebehörde erfülle keine Schutzfunktion - auch nicht für die Konsumenten. Zudem müssten die Firmen ohnedies beim Finanzamt und im Firmenbuch eingetragen werden, schildert Raschauer den Meldeparcours. Alternative: "Im Grunde wird die Behörde hier nur für die Wirtschaftskammer aktiv. Daher wäre doch daran zu denken, dass sich die Kammer selber ein Mitgliederverzeichnis hält." Auch für Befähigungsnachweise (Ausbildung, Praxis) müsse keine Behörde zuständig sein, meint Raschauer. Das gelte etwa für die Berufszulassung der Psychologen und Psychotherapeuten, für die es eigens eine Ministeriumsabteilung gebe. "Die wollen sich nur das Geld für einen Berufsverband sparen. Das gehört ausgegliedert", hält Raschauer die derzeitige Berufszulassung für fehlorganisiert. Wer in der Verbandsliste aufscheine, soll berufsberechtigt sein, wie "bei allen anderen Freiberuflern oder Ärzten auch. Das muss nicht der Staat machen", fordert Raschauer. (DER STANDARD, Printausgabe; 30.3.2001)