Wien - Das Kindergeld sei gerade noch bis 2003 - dem Jahr der nächsten Nationalratswahl - finanzierbar, im Jahr darauf werde es aber in den Familienlastenausgleichsfonds (Flaf), aus dem es bestritten wird, ein Finanzloch von etwa zwei Milliarden Schilling reißen, erwartet der Sozialsprecher der Grünen, Karl Öllinger. Zusätzliche Finanzprobleme würden zudem in der Pensionsversicherung entstehen, erklärt Öllinger im STANDARD-Gespräch.

Derzeitige Modellannahmen gehen davon aus, dass rund 175.000 Personen das Kindergeld im Vollausbau in Anspruch nehmen werden. Sie bekommen zweieinhalb Jahre (wenn beide Eltern in Karenz gehen drei Jahre) 6000 Schilling monatlich. Das kostet im Jahr 2002 rund 12,5 Milliarden Schilling, im Jahr darauf 16,6 Milliarden. Für 2004 und 2005 gehen die Berechnungen von jährlich 17,3 Milliarden Schilling aus.

Der Flaf (an ihn liefern alle unselbstständig Erwerbstätigen 4,5 Prozent ihres Bruttogehalts ab) kann dank der Reserven, die heuer aufgebaut werden, das Kindergeld bis 2003 finanzieren. Dann wird es aber eng - so eng, rechnet Öllinger vor, dass sich der Flaf um zwei Milliarden Schilling verschulden muss.

Aus dem Familienlastenausgleichsfonds müssen aber auch Pensionsbeiträge für die Kindergeldbezieherinnen an die Pensionsversicherung abgeliefert werden. Das verursacht zusätzliche Kosten in Milliardenhöhe. Bisher musste der Flaf 1,2 Milliarden Pensionsbeiträge zahlen, die Pensionsversicherung musste aber sechs bis sieben Milliarden Pensionsleistungen ausschütten. Diese Lücke werde, so Öllinger, durch das Kindergeld noch größer. Zwar muss auch der Flaf mehr zahlen (3,9 Mrd. S), die Pensionsleistungen steigen aber ebenfalls: auf etwa zwölf Mrd. Schilling. Ergibt ein Acht-Milliarden-Minus in der Pensionskasse. Laut Öllinger überlegt die Regierung, den Flaf-Beitrag an die Pensionskasse zu reduzieren, um den Flaf als Kindergeld-Finanzier nicht noch weiter zu strapazieren. (nim/lyn) (DER STANDARD, Printausgabe, 30.3.2001)