Wien - Momentaufnahme: Der Mann vor der Kamera redet wie ein Wasserfall, ohne den Faden zu verlieren. Aber plötzlich verblasst das Bild - Rollenende, Ton aus. Jan Peters dreht Super-8-Filme, seit er zwanzig ist, und irgendwann hat er das Genre "Tagebuchfilm" für sich entdeckt. Die Bezeichnung ist insofern stimmig, als Inhalt, Struktur und Titel der Arbeiten in diese Richtung deuten: Für Aber den Sinn des Lebens hab' ich immer noch nicht rausgefunden (1996) hat der Hamburger Filmemacher sieben Jahre lang einmal im Jahr eine Super-8-Rolle belichtet. November 1-30 (1998) und Dezember 1-31 (1999) haben den Charakter einer Monatschronik, mit täglich angefertigten, filmischen Notaten. Allerdings sollte man dabei nicht übersehen, dass dieses Tagebuchformat vor allem einen Rahmen für vielfältige Interventionen liefert - ähnlich wie die Endlichkeit der Super-8-Rollen den Wortbeiträgen des Autors jeweils ein harsches Ende setzt: Die einzelnen Sequenzen sind mit Bedacht "inszeniert" - Peters arbeitet mit Doppelbelichtungen oder Stop-Motion-Tricks, mit leicht verschobenen Wiederholungen oder konterkarierendem Kommentar und Beiträgen befreundeter Kollaborateure. Die Filme, die so charmant versponnen und verspielt daherkommen, entstehen in monatelanger (Nach-)Bearbeitung. Außerdem bleibt Peters, der wie ein rasender Reporter seines Lebens auftritt, immer mit seinem jeweiligen Außen verknüpft. Das heißt, er nimmt auf und reflektiert, was ihm begegnet: die Kindermord-Serie in Belgien, einen denkwürdigen Auftritt von Wim Wenders, seltsame Zeichen eines verstorbenen Freundes, alltägliche Beobachtungen. Die Filme nehmen entsprechend eigenwillige Wendungen. Sie bleiben keineswegs auf die Person und Biografie des Filmemachers beschränkt, sondern öffnen sich unterschiedlichsten Themen und größeren Zusammenhängen. Die Medienwerkstatt Wien lädt am Freitag zu einem längst fälligen Abend mit Jan Peters : Der Künstler zeigt eine Auswahl seiner Filme und "wäre auch bereit, Rede und Antwort zu stehen, bis mir die Medienwerkstatt das Licht abdreht...". Da wollen wir dabei sein! (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. 3. 2001)