Washington - Vögel, die zu festen Zeiten brüten, könnten einer Studie zufolge künftig schwer unter der globalen Erwärmung leiden. Während ein kürzerer Winter und ein entsprechend vorgezogener Frühling für die meisten Menschen eher positiv klingt, kann er etlichen Vogelarten zum Verhängnis werden, warnen Forscher im Wissenschaftsmagazin "Science" (Bd. 291, S. 2598) vom Freitag. Als Beispiel dient die Blaumeise (Parus caeruleus): Dieser kleine Vogel brütet in den Eichenwäldern Südfrankreichs und der benachbarten Insel Korsika seit Generationen genau in der Zeit, wenn es Raupen in Hülle und Fülle gibt. Donald Thomas von der Universität Sherbrooke (Kanada) und Kollegen in Frankreich sowie Großbritannien beobachteten die Vögel in beiden Regionen. Demnach stimmte die Brutzeit der Blaumeisen auf Korsika mit der maximalen Verfügbarkeit von Raupen überein und erlaubte den Eltern, den Nachwuchs optimal zu versorgen. Auf dem Festland allerdings waren Vögel aus einem anderen Waldtyp, dessen Bäume früher ausschlagen, in dem beobachteten Gebiet eingewandert. Sie brüteten ihre Jungen zu einer Zeit aus, als die Raupen noch am Kommen waren. Dadurch mussten sie länger nach Nahrung für den Nachwuchs suchen und verbrauchten das Doppelte bis Dreifache an Energie. Entsprechend verringerte sich die Zahl der Blaumeisen, die mehr als ein Jahr brüteten, in Südfrankreich um mehr als die Hälfte (von 52,7 auf 25 Prozent bei den Weibchen und von 49,6 auf 22,2 Prozent bei den Männchen). Die globale Klimaverschiebung könnte daher das Heer der gefiederten Frühlingsboten auf Dauer drastisch reduzieren. (APA/dpa)