Salzburg - "Ich habe erwartet, dass man sich mit einem gewissen Anstieg der Kriminalität zufrieden geben muss. Ich bin eines Besseren belehrt worden." Diese Bilanz zog der bayerische Innenminister Günther Beckstein am Donnerstag beim vom Verein "Gendarmerie aktiv" veranstalteten Symposium "Offene Grenzen" am Walserberg drei Jahre nach dem Fall der Grenzbalken zwischen Österreich und Deutschland. "Die Freizügigkeit wurde nicht mit weniger Sicherheit erkauft", zollte Beckstein den österreichischen und bayerischen Beamten für ihre Arbeit Lob. Die Kriminalität sei sogar gesunken. Eine ähnlich positive Bilanz zogen auch sein österreichischer Amtskollege Ernst Strasser (V) sowie Salzburgs Landeshauptmann Franz Schausberger (V). "Der Weg, der gemeinsam begonnen wurde, muss fortgesetzt werden. Wir brauchen ein Zusammenrücken, damit Reisefreiheit auch zu erhöhten Sicherheitsstandards führt", forderte Strasser. Einig war man sich in der Frage der Osterweiterung der Europäischen Union. "Es ist wichtig für die Akzeptanz in der Bevölkerung, dass ein Verlegen der EU-Außengrenze nicht zu einer Qualitätsminderung bei der Kontrolle oder einer Verschlechterung der Sicherheit führt", sagte Schausberger. Man müsse mit besonderer Vehemenz darauf drängen, dass die Beitrittskandidaten rasch Schengen-Standards erreichen. Auch Strasser drängte darauf, dass die Beitrittskandidaten ihre Hausaufgaben machen. Instrumente wie die Schleierfahndung oder das Schengen Informationssystem hätten sich bewährt, sagte Beckstein. In der Bevölkerung werde der Wegfall der Grenzen als sehr positiv erlebt. Strasser forderte in Zusammenhang mit der Entwicklung des Schengen Informationssystems II eine federführende Einbindung der österreichischen Experten. Änderungsbedarf ortet Strasser in Österreich bei der Organisation der Grenzsicherung. "Es wird zu Recht beklagt, dass drei unterschiedliche Wachekörper die Grenzsicherung machen." Eine Änderung könnte Verwaltungsvereinfachungen bringen. Eine intensivere Zusammenarbeit wünscht sich Strasser bei internationalen Großveranstaltungen. So habe sich die kurzfristige Aussetzung des Schengen-Systems bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Belgien bewährt. Ähnliche Maßnahmen könne er sich auch bei politischen Großveranstaltungen vorstellen. (APA)