Wien - Die zunehmende Konzentration auf dem Veranstaltersektor ist für den Österreichischen Verein für Touristik (ÖVT), den Berufsverband für mittelständische Reiseunternehmen, "Anlass zur Sorge", wie ÖVT-Obmann Joseph Reitinger-Laska heute, Dienstag, bei einem Pressegespräch erklärte. Mit "massiver Marketingtätigkeit" möchte der ÖVT seine Mitgliedsbetriebe in Zukunft verstärkt ins Blickfeld rücken. Die "drei Großen" - die TUI Austria, Neckermann/Kuoni und die Gulet Touropa Touristik - beherrschten bereits 75 Prozent des heimischen Pauschalreisemarktes, beklagte Reitinger-Laska, der bei den drei Veranstaltern "zweifellos ein abgestimmtes Verhalten" in Bezug auf die Gestaltung der Verträge mit den Reisebüros ortete. Nachdem der Fachverband der Reisebüros beim Kartellamt Klage gegen die drei Unternehmen erhoben habe, zeigten sich die Veranstalter weiterhin "uneinsichtig": Obwohl es schon "Unmengen von Buchungen" für die Wintersaison 1999/2000 gebe, wüssten die Reisebüros noch immer nicht, zu welchen Konditionen der Vertrieb stattfinde. "Letztlich schlägt sich diese Unsicherheit auf den Konsumenten durch", erklärte Reitinger-Laska. Keine Sorge bereitet dem ÖVT dagegen das Internet, dem ein großes Potenzial als Vertriebsweg für Reisen nachgesagt wird. Der ÖVT habe soeben einen Relaunch seiner Homepage (http://www.reiseweb.at) durchgeführt, und gerade die Klein- und Mittelunternehmen der Branche sähen in den Neuen Medien mehr Chancen als Risken. Aber auch "altbewährte" Medien will der ÖVT in Zukunft verstärkt nutzen. Der Verein will sich in Zukunft von einer reinen Interessensvertretung hin zu einer Vermarktungsgemeinschaft entwickeln: Man habe mit September 1999 die Einrichtung eines Marketingfonds in der Höhe. von. 1 Mill. S (72.673 Euro) beschlossen. Ab Oktober 1999 sollen mit diesen Mitteln umfangreiche Kooperationen finanziert werden. Den Auftakt macht eine monatliche Radiosendung auf Radio Wien, wo im Rahmen der samstäglichen Reise-Show ausgewählte Destinationen "seriös präsentiert" werden sollen, so Reitinger-Laska. Auch mit dem Wiener Lokal-TV-Sender "Wien 1" ist eine Gemeinschaftssendung geplant, darüber hinaus gebe es "sehr erfreuliche Gespräche mit 'News'", erklärte der ÖVT-Obmann. Auch mit der Foto-Handelskette Niedermeyer will der ÖVT verstärkt zusammenarbeiten: Per Postwurfsendungen kommen Niedermeyer-Kunden in den Genuss von Reisegutscheinen, die in ÖVT-Mitgliedsbetrieben einzulösen sind. Den ÖVT sieht Reitinger-Laska als Alternative zu Franchising-Aktivitäten, wie sie etwa die TUI derzeit verstärkt in Österreich starte. Eine solche Bindung an ein Unternehmen ist für Reitinger-Laska "unter Umständen problematisch für Reisebüros, da sie in Gängelverträge münden könnte". Der ÖVT hat derzeit 224 Mitglieder, die laut Reitinger-Laska rund 6 Mrd. Umsatz erwirtschaften. Noch bis Ende dieses Jahres soll die Mitgliederzahl auf 300 steigen.(APA)