21) MALTA: Der kleine Inselstaat wies in der Vergangenheit stets mit Stolz auf sein multikulturelles Erbe hin ... und ließ konstant auf Englisch singen. Na, blöd wären sie gewesen, sich diesen phonetischen Startvorteil, den sie früher nur mit Irland und England selbst teilten, entgehen zu lassen. Im Song Contest unserer Tage steht es den TeilnehmerInnen freilich offen, in welcher Sprache auch immer zu singen. Die Abwanderung ins Englische war eine allumfassende. Und da musste sich Malta nun schon ein wenig mehr anstrengen, um an die guten Platzierungen früherer Jahre anschließen zu können. Fabrizio Faniello , mit gerade mal 20 Jahren eines der Küken im Bewerb, ist in seiner Heimat längst ein TV-Star - außerhalb Maltas konnte er bislang immerhin Erfolge in Italien und Osteuropa verbuchen. Sein "Another Summer Night" ist ein wenig aufregendes, aber durchaus Sommer-Charts taugliches Lied über Liebe und Tourismus; kann man sich am besten als eine Abart von Caught in the Act mit Latino-Einfluss vorstellen. Wird im vorderen Drittel landen. 22) GRIECHENLAND: "Ich hör die Bouzoukis spiiiielen ...", sangen Cindy & Bert anno dunnemals, und ganz ohne das griechischste aller Instrumente kommt auch "Die For You" des Duos Antique , der heurige Beitrag, nicht aus. Freilich nur als kurz angedeutetes Burinnngggg-Sample inmitten einer discothekentauglichen Nummer - und auch diese wollen wir vorsichtig zeitgemäß nennen. Die wahren Sommer-Hits kommen seit den 90ern zwar aus Spanien, aber wenn sich der Trend ändert, dann würde dieses Europop-Stampferle mediterraner Prägung sicher bereitwillig in die Bresche springen. Beachtlich der schicke Einsatz schwülstiger Ennio Morricone-Sounds, wie wir sie in großer Vollendung von avantgardistischen Bands wie Goldfrapp kennen. Die wissen aber denn doch ein wenig besser damit umzugehen ... In "Die For You" sind diese Sounds nur wie ferne Berggipfel wahrzunehmen, die verschwommen aus dem Nebel einer kommerziellen Produktion herausragen. Die spezielle Mischung des heurigen Beitrags kommt übrigens nicht von ungefähr (man erinnere sich, dass Griechenland in früheren Jahren sehr oft mit larmoyanten Opernballaden antrat, was zwar irgendwie sehr ehrenhaft war, aber außer Zypern kaum jemanden zum Punktevergeben lockte): Elena und Nikos, die beiden Hälften des Duos Antique, haben griechische Eltern und sind mit der Folk-Musik ihres Landes - auch aktiv - bestens vertraut, wuchsen jedoch in Schweden auf. Und die dortige Dance-Musik mit der ihrer Heimat zu verbinden, ist mit Blick auf das zu erwartende Klassement sicher keine schlechte Idee gewesen. 23) DÄNEMARK: Die große Frage, die uns im Vorfeld alle bewegte, war: Würde Gastgeber Dänemark die Vorjahres-Scharte wieder auswetzen? Der Schock, als die quäkenden Olsen Grandfathers den Song Contest in Stockholm gewannen, traf uns ebenso unerwartet wie hart. Und machte uns ein Land, das bislang zu unseren Lieblingen gezählt hatte, schlagartig unsympathisch. Also: der musikalische Super-GAU wiederholt sich nicht (der kann eigentlich nur eintreten, wenn Irland gewinnt ...). - Auch wenn Dänemark wieder auf g'standene Künstler setzt, in diesem Fall das ebenso populäre wie langjährig erfolgreiche Drei-Leute-Duo Rollo & King (im Vergleich zu den Olsens: Jünglinge!). Drei Leute deshalb, weil zur Stammbesetzung Søren Poppe und Stefan Nielsen noch die Sängerin Signe Svendsen stößt, die die beiden bei jeder Live-Performance unterstützt. Erst recht, wenn ganz Europa im Publikum sitzt. [Signe hat auch schon bei Aqua mitgesungen. Huch.] "Never Ever Let You Go" ist ein Lied, für das wir zum heuer letzten Mal den Ausdruck Happy-Sound-Schablone verwenden wollen. Unverkennbar, dass dies aus Skandinavien stammt, auch wenn Mundharmonika und Banjo (?) ein wenig auf Cowboy-Sound machen wollen. Ist nicht der schlimmste der heurigen Beiträge und - ein wenig widerwillig gestehen wir dies ein - irgendwie frisch.
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(Josefson)