Geschlechterpolitik
Angelika Pipal, Listenzweite für die AktionsGemeinschaft
Ich musste glücklicherweise selbst noch nicht die Erfahrung machen, als Frau diskriminiert zu werden.
1) Name, Alter, Studium, Listenplatz
Angelika Pipal, 22, Jus, Listenplatz 2
2) Wie fühlst du dich als Frau auf der Uni?
Ich musste glücklicherweise selbst noch nicht die Erfahrung machen, als Frau
diskriminiert zu werden. Allerdings höre ich bei meiner Arbeit bei der ÖH
doch regelmäßig von sexistischen Äußerungen von Professoren und
respektloserem Umgang mit Studentinnen. Hier muss sicher noch viel
Aufklärungsarbeit geleistet werden. Pragmatisierte Professoren werden wir
aber nicht loswerden - egal, wie inakzeptabel ihre Meldungen sind.
3) Was denkst du über spezifische Frauenmaßnahmen auf der Uni?
Gehören jedenfalls gefördert. Am Wiener Juridicum, wo ich studiere, gibt es
zB einen ausgezeichneten Wahlfachkorb "Gender Studies", die Frauenforscherinnen
zeigt, dass es an der Uni Wien schon recht viele Lehrveranstaltungen zu
Frauenthemen gibt.
Die Einrichtung einer Gleichbehandlungsbeauftragten, die beispielsweise
überwacht, dass in einer Berufungskommission die Bewerberinnen nicht
benachteiligt werden, ist allerdings in vielen Fällen ein ziemlich zahnloses
Instrument. Bis sich in den Köpfen was geändert hat (sprich: bis die alten
Profs emeritieren) sind solche Einrichtungen allerdings eine ganz gute
Möglichkeit, Diskriminierungen zumindestens aufzuzeigen - wenn sie auch in
manchen Fällen nicht zu verhindern sind.
Denn wenn der Herr Ordinarius seinen Assistenten (oder auch seine
Assistentin) definitiv stellen will, dann schafft er das auch - und sei sein
Schützling in der Lehre auch noch so inkompetent.
4) Wie ist deine Wahrnehmung von Frauen auf der ÖH? Wo arbeiten sie
bzw. wo fehlen sie?
In der ÖH gibt es keine Frauenquote. Und ich erachte sie auch nicht für
notwendig, denn das Geschlechterverhältnis ist ohnehin ausgewogen oder
tendiert gar in Richtung Frauenüberhang. An der ÖH Uni Wien, wo wir zwei
weibliche Vorsitzende haben, sind fast alle Referenten und die meisten
Sachbearbeiter weiblich.
Wie in den meisten "Branchen" sind die Frauen hauptsächlich in der Bereichen
Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecherei, Internationales, Kultur,... zu
finden. Zum Wirtschaftsreferenten fühlen sich offenbar nur Männer berufen.
Also Mädels, wer liebt Zahlen...?
5) Wie schauen die frauenpolitischen Forderungen/Ansätze deiner
Fraktion aus? Habt ihr ein frauenpolitische Programm und wenn ja welches?
Die AktionsGemeinschaft bekennt sich auch in ihrem Programm, der Univision,
zur Gleichberechtigung der Geschlechter. Wenn in Kommissionen über
Habilitationen und Berufungen entschieden wird, achten die Vertreterinnen
und Vertreter der AktionsGemeinschaft darauf, dass die Personen
ausschließlich nach ihren Qualifikationen beurteilt werden. Wir achten in
allen Bereichen, in denen wir ein Mitsprache- oder Mitentscheidungsrecht
haben, dafür dass Frauen nicht benachteiligt werden.
6) Wie ist das ungefähre zahlenmäßige Verhältnis von Männern und Frauen
in deiner Fraktion und wo speziell arbeiten Frauen bei euch?
Ich schätze das zahlenmäßige Verhältnis auf ca. 50:50. Hab allerdings noch
nie nachgezählt. Frauen sind in allen Bereichen von der
Studienrichtungsvertretung bis in den Bundesvorstand vertreten. Und sie
sitzen in demselben Maße in Schlüsselpositionen wie Männer. So ist die
Geschäftsführerin der Bundes-AG weiblich, es gibt
Fakultätsvertetungsvorsitzende, Kuriensprecherinnen,
Fakultätsgruppenobfrauen. Ich bin zB momentan Obfrau der AG an der Uni Wien.
7) Was denkst du über die Abschaffung des Frauenministeriums und wie
beurteilst du die Notwendigkeit eines Frauenreferats auf der/den ÖH/s?
Die Abschaffung des Frauenministeriums ist ein Rückschritt in der
Frauenpolitik. Genauso wie Studiengebühren ein Rückschritt in der
Bildungspolitik sind. Über die "Fortschrittlichkeit" dieser Regierung muss
man ja gar nicht diskutieren.
Ein Frauenreferat in der ÖH hat sicher seine Notwendigkeit - gerade da es an
den österreichischen Unis doch noch viel zu oft oben erwähnte sexistische
Äußerungen oder andere Grauslichkeiten Studentinnen gegenüber gibt. Dort
sehe ich den Kernbereich eines ÖH-Frauenreferats: Der Diskriminierung direkt
an der Uni vorzubeugen und sie zu bekämpfen. Auch an einer
Bewusstseinsbildung können die Frauenreferate durch eine entsprechende
Artikulierung ihrer Anliegen nach außen mitwirken.
8) Wie ist deine Meinung zur Einrichtung der Männerabteilung und meinst
du über so eine Abteilung im Zusammenhang mit der ÖH?
6/6 - The Number of the Beast. Halte ich für Schwachsinn.
Sicher ist es sinnvoll, auch für Männer mit Problemen eine Anlaufstelle
einzurichten. Ob allerdings ein Ministerium der richtige Platz dafür ist,
wage ich zu bezweifeln. Zudem ist das Signal, das mit der quasi
gleichzeitigen Abschaffung des Frauenministeriums gesetzt wurde,
erschreckend.
9) Was denkst du als Studentin über das Kindergeld? Was steht für dich
da im Vordergrund? Die "Erleichterung" oder die "Abschiebung zur
Kinderbetreuung"?
Für eine Studentin ist das Kindergeld sicherlich eine Erleichterung. Die
AktionsGemeinschaft forderte schon seit längerem das Kanrenzgeld für
Studentinnen.
Ansonsten ist das Modell des Kindergeldes teilweise unglücklich, da es eben
auch eine Frauen-zurück-an-den-Herd-Politik darstellt. Die Bezugsdauer hätte
auch unbedingt an die Kündigungsfrist angepasst werden müssen. (Red)