Prag - Der Frankfurter Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki sieht bei deutschen Lesern keine Sättigung für Bücher über den Holocaust. "Die Behauptung, dass Deutsche nichts mehr lesen wollen über das, was im Zweiten Weltkrieg mit den Juden passiert ist, ist barer Unsinn", sagte Reich-Ranicki bei einer Lesung im Prager Goethe-Institut. "Die Leser sind besser als ihr Ruf: Sie wollen nämlich nichts Schlechtes darüber lesen. Und das meiste, was darüber erschienen ist, ist leider eher schlecht", betonte der 80- Jährige. Reich-Ranicki hielt sich als Mitglied der internationalen Jury für den neu ausgelobten Franz-Kafka-Literaturpreis in der tschechischen Hauptstadt auf. Die dreitägigen Beratungen über den Preis, der am 28. Oktober von der Prager Kafka-Gesellschaft verliehen werden soll, gehen an diesem Mittwoch zu Ende. (APA)