Moskau - Mit Broschüren und Informationsständen haben Frauengruppen in Russland auf das Schicksal von Zwangsprostituierten aufmerksam gemacht. In Schulen und auf der Straße klärten die Frauen an einem Aktionstag diese Woche junge Mädchen in den Schulen über betrügerische Jobangebote und den Teufelskreis der Sklaverei auf. Für die heute 18-jährige Irina kam diese Hilfe zu spät. Sie wandte sich vor einem Jahr an eine Agentur, die angeblich gut bezahlte Arbeitsstellen im Ausland vermittelte. Die Leute dort versprachen ihr mehrere hundert Dollar pro Woche, eine astronomische Summe in Irinas Heimatdorf im Osten des Landes. Die Vermittlungskosten sollte sie bezahlen, nachdem sie ihre Arbeit im Ausland aufgenommen hatte. "Sie haben mir alles erklärt und ich habe es geglaubt", sagt Irina. "Aber als wir ankamen, war alles ganz anders." Die MenschenhändlerInnen schlossen sie zusammen mit Dutzenden anderen Frauen in einem heruntergekommenen Gebäude ein. Wenn sie ihre Familie je wiedersehen wolle, müsse sie als Prostituierte die Reisekosten abarbeiten, drohte man ihr. Kaum ein Entkommen "Es war ein schreckliches Bordell", sagt Irina. "Wir durften das Telefon nicht benutzen, nicht nach draußen gehen, uns nichts zu essen kaufen." Als Bezahlung erhielt sie nur wenige Dollar am Tag und schaffe es dennoch, sich innerhalb eines Monats freizukaufen. Irina hatte noch Glück: sie trug keine Gesundheitsschäden davon. Frauenrechtsorganisationen erklärten, normalerweise ließen die MenschenfängerInnen junge Mädchen nicht wieder aus ihren Fängen. Die Gründerin der Hilfsorganisation Miramed , Juliette Engel, erklärte, die Mädchen glaubten, wenn sie nur die Forderungen erfüllten, könnten sie irgendwann entkommen. Sie würden jedoch stattdessen immer weiter nach Asien, Afrika, Indien und Südamerika verkauft. Nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und den Vereinten Nationen umspannt das Netzwerk der MenschenhändlerInnen inzwischen die ganze Welt. Die Frauen werden auch nach Westeuropa, in den Nahen Osten, nach Japan, Kanada und in die USA verkauft. (APA/AP)