Die 1970 in St.Petersburg geborene Anna Jermolaewa gilt in der österreichischen und internationalen Kunstszene als Shooting Star der letzten Jahre. „Entdeckt“ wurde sie von Harald Szeeman, der sie mit ihrer dreiteiligen Videoinstallation „Hendltryptichon“ zur dAPERTutto, der Schau der jungen Szene auf der Biennale in Venedig einlud. Eine rege Ausstellungstätigkeit im In-und Ausland folgte. Das Stedelijk-Museum in Amsterdam erwarb vor kurzem die Videoarbeit „Quartett“, vier Monitore, die in den jeweiligen Zimmerecken platziert werden. Auf einem trommelt ein Plüschbär, auf dem anderen dreht sich eine Puppe ständig um ihre Achse und auf den anderen beiden agieren aufziehbare Spielzeuge im leeren Raum. Wie in allen ihren Videoarbeiten spielt der Moment der monotonen Wiederholung der Szenen eine wesentliche Rolle. Das Alltägliche- Banale kippt ins Monsterhafte, Unheimliche, das Harmlose ins Bedrückende. Gesellschaftliche Wertigkeiten wie Ehrgeiz und Unverwundbarkeit, werden durch Szenen wie die kippenden und ständig sich wiederaufrichtenden Püppchen in der Arbeit „Drei Minuten Überlebensversuche“ entlarvt und ironisiert. Die kippenden Matruschkas fallen schließlich begleitet von einen Knallgeräusch im Hintergrund aus dem Bild. Ihre Videos sind stets sehr kurz, die Mittel reduziert, die Botschaft jedoch umso klarer und intensiver. „Eine Arbeit“, so Anna Jermolaewa in einem Interview, „ist nur dann gelungen, wenn sie eine wichtige Frage anspricht, ohne dogmatisch zu werden. Ein Kunstwerk muss eine gesellschaftliche Relevanz haben. Schön zu sein reicht nicht, es ist wichtig, dass die Arbeit etwas verändert.“ In St. Petersburg studierte Anna Jermolaewa zunächst an der Kunstschule der Akademie, 1988 wurde sie wegen „antisowjetischer Umtriebe“ angezeigt, weil sie sich in einer Zeitung über Lenin lustig machte. Ihre 17 m2 Wohnung wurde untersucht („sie brauchten 10 Stunden!“). Die Künstlerin floh mit ihren Mann über Polen nach Wien, verbrachte eine Woche ohne Geld und Kenntnis der Sprache am Wiener Westbahnhof und landete schließlich in Traiskirchen. Der Traum vom freien Westen mit seinen vielen Möglichkeiten wurde auf drastische weise beendet. Nach einem Studium der Kunstgeschichte in Wien, studierte sie bei Peter Kogler an der Akademie und hat sich im Jahr 2000 mit ihren Fotoinstallationen und Videoarbeiten endgültig aus dem Kontext der österreichischen Kunstszene in den internationalen Markt katapultiert. Die Galerie mezzanin, auf der Wiener Mariahilferstraße zeigt seit 22. Mai neue Arbeiten der Künstlerin. (Silvie Steiner)