Wieder eine peinliche Enthüllung im Zusammenhang mit dem laufenden Antitrust-Prozess der US-Regierung gegen Microsoft: Wie heise.de berichtet, hatte ein angeblich unabhängiges Institut im Juni in der New York Times und der Washington Post ganzseitige Inserate geschaltet, in denen sich wissenschaftliche Experten auf die Seite von Microsoft stellten. Gestern mußte das "Independent Institute" in Oakland (Kalifornien) zugeben, dass die Anzeigen von Microsoft bezahlt wurden. Inserat-Kosten & Flugtickets Wie die New York Times berichtet, hat der für Microsoft tätige PR-Manager Greg Shaw die Zahlung bestätigt. Der Zeitung waren Unterlagen zugespielt worden, aus denen sich ergab, dass Microsoft in letzter Zeit der größte Geldgeber des Institut war, das sich laut Selbstdarstellung den höchsten Standards wissenschaftlicher Unabhängigkeit verpflichtet sieht. Institutsdirektor David Theroux hatte zunächst versichert, man übernehme keine Auftragsarbeiten, Microsoft habe mit den Inseraten nichts zu tun, diese seien aus dem allgemeinen Budget des Instituts finanziert worden. Theroux mußte sich dann aber korrigieren, als die New York Times ihn mit einer Rechnung über 153.868,67 Dollar konfrontierte, die er selbst dem Microsoft-Berater John Kelly ausgestellt hatte. Neben den Kosten für die Inserate waren darin 5966 Dollar für Flugtickets für Theroux und einen Kollegen enthalten. Nun gibt Theroux zu, daß Microsoft gezahlt hat, sagt aber, das mache keinen Unterschied: "Der akademische Prozess ist unabhängig von den Einkommensquellen." "Winners, Loosers and Microsoft" Ergebnis der akademischen Bemühungen war auch das kürzlich herausgegebene Buch "Winners, Loosers and Microsoft: Competition and Antitrust in High Technology". Im Antitrust-Prozess stützte sich der Microsoft-Entlastungszeuge Richard Schmalensee auf das Werk, dessen Kernthese lautet, Microsoft dominiere die Softwareindustrie in erster Linie wegen seiner überlegenen Produkte. Auch Schmalensee kassierte: seine Zeugentätigkeit honorierte Microsoft mit 800 Dollar pro Stunde, insgesamt über 200.000 Dollar. (heise.de)