Innsbruck - Nach monatelangem Disput hat sich in Tirol die Entscheidung über die landeseigene Hypo-Bank zu einer veritablen politischen Krise entwickelt: sowohl für die dominierende VP wie für die schwarz-rote Koalition. Dabei lassen die insgesamt drei Gutachten keine Zweifel offen und favorisieren unisono die von der Hypo angestrebte Holding mit der Südtiroler Sparkasse. Auch jenes Zürcher Papier, das aufgrund der divergierenden Positionen in der Landesregierung als wichtige Entscheidungsgrundlage in Auftrag gegeben wurde. Spätestens als diese Expertise von den Holding-Gegnern - allen voran SP-Chef Herbert Prock - in Zweifel gezogen wurde, war klar, dass die Hypo zum Ball in einem Spiel um die Macht im Land geworden ist. Prock, der trotz Expertenmeinung standhaft bei seinem Njet blieb, hatte schon früher zu erkennen gegeben, dass es in Sachen Hypo auch um den Landeshauptmann gehe. Das Kalkül: Würde Holding-Befürworter Landeshauptmann Wendelin Weingartner (VP) unterliegen, müsste dieser frühzeitig den Sessel für seinen designierten Nachfolger Ferdinand Eberle räumen. Eberle, der die SP in die Koalition geholt hatte, hat sich nun ebenfalls auf ein Nein zur Holding festgelegt - wenn auch ohne parteiinterne Absprache. Er weiß zwar den Bauernbund und Innsbrucks Bürgermeister Herwig van Staa (VP) hinter sich, hat aber offenbar die Rechnung ohne die anderen wichtigen Wirte gemacht. Eine Reihe von VP-Exponenten, die Landesräte Günther Platter und Elisabeth Zanon-zur Nedden, Landtagspräsident Helmut Mader und Klubomann Klaus Madritsch nämlich haben Eberles Alleingang nicht goutiert - was der Politologe Anton Pelinka im ORF-Tirol als "Niederlage des Obmanns, die seine Autorität gefährdet" wertete. Denkbar, dass diese "Fehlkalkulation" (Pelinka) für Eberle zum Stolperstein auf dem scheinbar bereits geebneten Weg zum Landeshauptmann wird. Zumal sich zwei weitere Tiroler VP-Granden, Franz Fischler und Andreas Khol, für die Holding ausgesprochen haben. Jedenfalls ist derzeit kein Kitt in Sicht für die Risse, die sich seit dem Solo des Parteiobmanns aufgetan haben. Irritierend fällt aber vor allem auf, wie politisch einflussreich sich in der Debatte ein heimischer Konkurrent der Hypo, die Raiffeisen-Landesbank (RLB), erwies. Eberle, der noch im Sommer für die Holding war, zeigte sich erst dann als Skeptiker, als RLB-Chef Fritz Hakl dagegen aufgetreten war. Auch die Idee eines Verkaufs von Hypo-Anteilen brachte Eberle zu einem Zeitpunkt ins Spiel, als eine Angebotslegung durch die RLB kolportiert wurde. Schwer nachzuvollziehen, wie hiermit die Interessen der Hypo vertreten werden sollen. Und so hat sich das Turnier zum riskanten Ritt um die Macht gewandelt: auch weil auf der selbst gewählten Bühne zunehmend mehr Wähler dieser Palio interessiert. (DER STANDARD, Print, 28.5.2001)