Berlin - Der Schriftsteller und langjährige Präsident des PEN-Zentrums der DDR, Heinz Kamnitzer, verstarb am 21. Mai im Alter von 84 Jahren in Berlin, teilte der Schriftsteller Fritz Rudolf Fries am Donnerstag mit. Der Autor hatte in seinem Testament eine Beisetzung in aller Stille verfügt. Kamnitzer wurde 1970 als Nachfolger von Arnold Zweig, dessen Freund und Biograf er war, für knapp zwei Jahrzehnte PEN-Präsident der DDR. Nach der Wende wurde ihm Zusammenarbeit mit der Stasi und dem sowjetischen Geheimdienst KGB vorgeworfen. Am 10. Mai 1917 in einer jüdischen Familie in Berlin geboren, verließ Kamnitzer 1933 Nazi-Deutschland. 1946 nach Berlin zurückgekehrt, promovierte er 1950 mit einer Dissertation zur "Gesellschaftlichen Struktur Deutschlands zur Zeit der Revolution 1848". Kamnitzer arbeitete danach als freier Autor, Kritiker, Bearbeiter, Essayist und Herausgeber. Dokumentarfilme aus seiner Feder galten Thomas und Heinrich Mann, Kurt Tucholsky und Arnold Zweig sowie dem Atomwissenschaftler Frederic Joliot-Curie. Das SED-Zentralorgan "Neues Deutschland" würdigte seinerzeit vor allem Kamnitzers Bemühungen, "neben schöngeistigen Einführungen und Monografien das politische Pamphlet, den aktuellen Aufsatz, den tagesgerechten Artikel zu pflegen". So habe er durch "parteiliche Wertungen" dazu beigetragen, "das literarisch Wertvolle zu erhalten und zu stärken". Für das Fernsehen der DDR schuf Kamnitzer in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Egon Günther von Millionen gesehene Bearbeitungen von Zweigs so genanntem Grischa-Zyklus um den Ersten Weltkrieg "Der Streit um den Sergeanten Grischa", "Junge Frau von 1914" und "Erziehung vor Verdun". Darin wirkten zahlreiche bekannte DDR- Schauspieler wie Jutta Hoffmann mit. Kamnitzer fiel besonders zum Ende der DDR durch unflexibel dogmatische Äußerungen auf, als er zum Beispiel die Teilnahme an Protesten gegen die staatliche Rosa Luxemburg-Karl Liebknecht-Demonstration 1988 in Ost-Berlin einer Gotteslästerung gleich stellte. Im Herbst 1989 musste er von seinem Posten als PEN-Präsident der DDR zurücktreten, als er, wie der PEN damals betonte, "eine Resolution zum demokratischen Umbau der DDR nicht mittragen wollte". (APA/dpa)