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Berlin - Der deutsche Bundestag hat am Donnerstag erstmals in einer offenen Debatte die Chancen und Risiken der Gentechnik abgewogen. Einigkeit herrschte darüber, dass Menschenwürde und Moral Leitlinie für künftige gesetzliche Regelungen sein müssen. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hob erneut die Chancen der Gentechnik hervor und sprach sich für "begrenzte Forschung" an überzähligen befruchteten Eizellen sowie den begrenzten Einsatz der "Präimplantationsdiagnostik" (PID) aus. Bei der PID werden nach einer künstlichen Befruchtung Embryos auf mögliche genetische Defekte untersucht, bevor entschieden wird, ob sie in die Gebärmutter eingepflanzt werden. Innerhalb der Parteien ist die Meinung nicht einhellig. Bei der CDU zeigten sich Differenzen zwischen CDU/CSU-Fraktionschef Friedrich Merz, der PID ablehnt, und Parteichefin Angela Merkel, die eher zur Zustimmung neigt. Sprecher der Grünen vertraten erneut eine sehr vorsichtige Position zur Gentechnik. Politiker der FDP sprachen sich am deutlichsten für die Nutzung von Embryonenforschung und PID aus. Viele Abgeordnete betonten unabhängig von der Parteizugehörigkeit in der Debatte ihre eigenen Zweifel. Mehrere Redner hoben die Schwierigkeit und Bedeutsamkeit der bevorstehenden Entscheidungen hervor; deshalb müssten Politik und Gesellschaft sich Zeit für die Diskussion nehmen. Schröder sagte, er halte die PID begrenzt für verantwortbar, weil sie ein "rein diagnostisches und kein therapeutisches Verfahren" und kein Eingriff in die Erbsubstanz sei. Seiner Ansicht nach sei das Verfahren in "genau den Grenzen" zu verantworten wie die medizinische Indikation beim Schwangerschaftsabbruch. Das eigentliche Potenzial der Gentechnik sieht Schröder nach eigenen Worten aber in neuen Medikamenten. (APA)