Wien - Es ist eine Karriere-Falle, sich nur nach Westen zu orientieren. Im Osten mit seinen Emerging Markets kann man mehr bewegen. Dies erklärte Peter Dubsky, Executive Vice President der RZB, bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Internationale Karriere – East or West?", die im Rahmen der AIESEC-Karriere-Messe "exchange Forum" an der WU Wien stattfand. Befriedigend "Es ist oft befriedigender ein Unternehmen im Osten von 50 auf 80 zu bringen als eines im Westen von 95 auf 99", bestätigte Wolfram Kendlesberger, Projektleiter bei der Unternehmensberatung Roland Berger & Partner, die Einschätzung von Dubsky. Man solle die Infrastruktur im Osten nicht überschätzen, aber dafür die Leute keinesfalls unterschätzen. Die Mitarbeiter in östlichen Ländern seien extrem motiviert, hervorragend ausgebildet und damit "einfacht gut". Praktika-Nachfrage nach dem Osten steigt "Der Andrang der Studenten nach Auslandserfahrungen im Westen ist deutlich größer als nach Aufenthalten im Osten", erläuterte Schapour Zafarpour, Direktor des Zentrums für Auslandsstudien (ZAS) an der WU Wien. Die Nachfrage für den Osten steige aber. Es gelte hier Hemmschwellen und Barrieren abzubauen. Ängste würden vor allem aus Unwissen entstehen. Während man die Verhältnisse im Westen gut kenne, sei uns der Osten erst seit einem Jahrzehnt bekannt. Zur physischen komme oft eine psychische Distanz. So seien Städte wie London und New York vielleicht sogar gefährlicher als etwa Kiew, uns aber durch die Medien besser vertraut. Sprache Auch Dubsky hält viele der Ängste in Bezug auf den Osten für weit übertrieben. Man müsse auf seriöse Kontakte statt auf schnelles Geld setzen. Probleme können sich seiner Meinung nach für Familien ergeben, die auf deutsche Schulen angewiesen sind. "Eine fremde Kultur kann man aber schnell erlernen, vor allem wenn man ihre Sprache lernt." Bei der RZB, die mit ihren Geschäften stark auf den Osten fokussiert, sei zudem heute eine Karriere ohne das Beherrschen einer Ostsprache "nicht mehr so leicht möglich". "Meisterklasse Osteuropa" Für einen Auslandsaufenthalt in den angrenzenden Ostländern sprechen laut Rolf Eschenbach, emeritierter Professor der WU Wien, auch praktische Gründe wie die gute Erreichbarkeit. Die "Meisterklasse Osteuropa" habe er vor zehn Jahren gegründet, als mit der Wende ein großer neuer Markt entstanden ist. Dieser hätte am Anfang unter anderem deswegen nicht funktioniert, da der Bedarf an Ostsprachen nicht abgedeckt werden konnte. Die Meisterklasse ist laut Eschenbach "ein Studium im Studium, das zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten im Osten bietet". Heute würden sich Studenten aus den Ostländern, die nach Absolvierung der Ausbildung wieder in ihre Heimat zurückgehen, und "Wessis", die für ihre Karriere zwischen eineinhalb und drei Jahren in den Osten gehen, etwa die Waage halten. (pte)