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Foto: APA/Fiegl
Innsbruck - "Das ist wie einen Vogel abzuschießen und auszustopfen, um ihn zu erhalten. Lieber ist er mir lebendig." Peter Berzobohaty lehnt es an sich ab, Wandmalereien abzunehmen, "sie leben an dem Ort, wo sie und wie sie entstanden sind". Aber das Projekt am Innsbrucker Bahnhof hat den Wiener Lehrbeauftragten für Restaurierung und seine Kollegin Beate Sipek doch zu sehr gereizt. Ihr Advanced Conservation Team (ACT) ist beauftragt, die beiden Wandmalereien von Max Weiler an den Seitenwänden der Schalterhalle zu entfernen, um sie nach der Restaurierung im Bahnhofsneubau von Riegler & Riewe wieder anzubringen - von der Straßenseite sichtbar. Es ist die bisher größte Abnahme von Wandmalereien im Ganzen. 52 Quadratmeter misst das Weiler-Bild an der Nordseite, die "Vergangenheit Tirols" von 1954, mit bartlosem Andreas-Hofer und verschwommenem Goldenen Dachl. Die "Gegenwart" mit Motiven zum Sport- und Tourismusland an der Südseite misst 64 Quadratmeter. Abgenommen werden die Malereien mit einer Methode, die Berzobohaty und Sipek eigens für den Weiler-Auftrag entwickelt haben. "Einfach gesagt: Wir stellen eine neue Wand vor die Bilder, füllen den Zwischenraum aus und verkleben die Malerei mit der neuen Wand. Dann tragen wir die alte Wand von hinten bis auf wenige Zentimeter ab und kippen alles um 90 Grad". Quasi nebenbei wird dabei auch Weilers erste Fassung der beiden Arbeiten an den Rändern rekonstruiert. Dies wurde mit dem Künstler noch kurz vor seinem Tod abgesprochen. Vor der Abnahme, werden die durch spätere Ummalung verschwundenen Außenkanten neu festgelegt. An diesen Rändern wird eine drei Zentimeter tiefe Fuge angebracht. Über die Weiler-Bilder wird eine Folie geklebt, die auch den Effekt hat, die Bilder von Ruß und Tierspuren zu reinigen: "Sie erhalten um zehn Prozent mehr Farbe. Andere Alterungsprozesse soll man aber sehen, wir werden den Weiler nicht liften", sagt Berzobohaty. Im Mai 2003 sollen die Weiler-Bilder nach Zwischenlagerung am Bahnhofsareal von oben in den Rohbau "eingefädelt" werden. 4,3 Millionen Schilling wird die Rettung des Werkes voraussichtlich kosten, sagt der Projektleiter der ÖBB, Peter Joas, "wir hoffen noch auf Sponsoren". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 6. 2001)