Geschlechterpolitik
Drei Jahre warten auf das Eheglück
Familien-
zusammenführung: Nun heißt es, bitte warten
Wien - "Das ist ja keine Ehe,
die ich momentan führe."
Frau M. hat im vergangenen
Jahr ihren Ehemann einmal
gesehen - für einen Monat. Ihr
zweijähriger Sohn aus erster
Ehe habe ihn "urgern und will
ihn ständig um sich haben",
erzählt sie im Gespräch mit
dem Standard
. Mit einem
Touristenvisum ist ihr Gatte
damals aus Belgrad angereist.
Wäre er danach in Österreich
(illegal) geblieben, hätten sie
überhaupt keine Chance, jemals in Österreich gemeinsam
zu leben.
Frau M. wurde 1975 in Wien
geboren, lebt und arbeitet
hier. Österreichische Staatsbürgerin ist sie nicht. "Leider", wie sie betont, doch sei
ein "Wechsel" von der jugoslawischen nicht finanzierbar.
Bis zu 30.000 Schilling kann
dies kosten. Vor einem Jahr
hat ihr Mann den Antrag, nach
Österreich kommen zu dürfen, bei der österreichischen
Botschaft in Belgrad eingebracht. Nun heißt es: bitte
warten. Und das, schätzt die
Caritas, mindestens drei Jahre. Schafft es Herr M. dann
doch nach Wien, taucht gleich
das nächste Problem auf: Er
darf fünf Jahre nicht arbeiten.
Die Frau wird in dieser Zeit
Alleinverdienerin sein. Ihr
Wunsch bis dahin: den Gatten
zumindest öfters sehen. "Wir
schicken uns Briefe und Fotos.
Das ist alles, was wir tun können. Telefonieren kommt teuer. Reisen ist schon gar nicht
drinnen." (pm, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 8.6.2001)