Wien - Nichts Neues zum Homosexuellen-Paragrafen 209 Strafgesetzbuch zeigte sich Donnerstag in einer Debatte im Nationalrat über Fristsetzungsanträge: SPÖ und Grüne wollen die ersatzlose Streichung, die FPÖ sieht die Notwendigkeit zum Kompromiss und die ÖVP hat die Frage noch nicht geklärt. ÖVP-Justizsprecherin Maria Fekter blieb trotz der von Parteichef Wolfgang Schüssel am Vortag gezeigten Skepsis einer Änderung dabei: Man könne überlegen, ob man den 209er noch brauche, wenn es keine Lücken beim Schutz Jugendlicher mehr gebe. Aus Sicht der ÖVP gibt es derzeit "Lücken" im Schutz Jugendlicher bis 16 Jahren im Sexualstrafrecht. "Wir lassen derzeit die 14-jährigen Mädchen vor nicht gewollten Übergriffen im Regen stehen". Wenn diese Lücken geschlossen werden könne man "nachdenken, ob man den Par. 209 noch braucht", sagte Fekter. Der in die Volksanwaltschaft wechselnde SPÖ-Klubobmann Peter Kostelka forderte in seiner letzten Rede im Plenum ÖVP und FPÖ auf, "umzudenken. Homosexualität ist keine Krankheit und sicherlich nicht vom Gesetz regelbar". "Schaffen Sie diese für Österreich schändliche Gesetzesbestimmung ab", forderte die Grüne Abg. Ulrike Lunacek. Sie erinnerte an die parlamentarische Enquete im Jahr 1995, wo sich von zwölf elf Experten für die Abschaffung dieser "Kriminalisierung freiwilliger Sexualbeziehungen" ausgesprochen hätten. Wenn man die völlige Streichung nicht durchbringen könne, wäre es sinnvoll, einen Kompromiss zu schließen, meinte FPÖ-Abg. Michael Krüger. Er erinnerte an den FP-Vorschlag, das Mindestalter für Homosexuelle von 18 auf 16 Jahre herabzusetzen. Innerhalb der FPÖ gebe es noch unterschiedliche Standpunkte - man ringe ebenso wie die ÖVP um einen Kompromiss - wobei Krüger hofft, dass dieser bis zum Herbst gefunden wird. (APA)