Dublin - Die irische Regierung wird nach Informationen der "Irish Times" bis Ende 2002 "so gut wie sicher" ein neues Referendum zum EU-Vertrag von Nizza abhalten. Sie hoffe, dass dann die Wahlbeteiligung höher sein werde als bei der ersten Volksbefragung am vergangenen Donnerstag und eine Mehrheit der Wähler den Vertrag unterstützt. Wie die Zeitung am Sonntag berichtete, haben sich die Gegner des Vertrags bereits in scharfer Form gegen die Wiederholung des Referendums ausgesprochen. Einer der Kampagnenführer, Anthony Coughlan, bezeichnete die Idee als "schändlich". Ministerpräsident Bertie Ahern wollte sich zu den Spekulationen nicht äußern. Seine Stellvertreterin Mary Harney sagte, viele Iren hätten offenbar Angst vor einem europäischen Superstaat. Doch gerade die durch den Vertrag von Nizza vorbereitete Osterweiterung "wird garantieren, dass Europa eine Union unabhängiger Nationalstaaten bleibt". Beratungen Der irische Außenminister Brian Cowen will die mögliche Vorgehensweise an diesem Montag mit den 14 anderen EU-Außenministern in Luxemburg besprechen. Die Koalitionsregierung in Dublin hat aber nach irischen Presseberichten noch keinen genauen Plan dafür ausgearbeitet, wie es jetzt weitergehen soll. Britische Zeitungen verwiesen auf das Beispiel der Dänen, die den Vertrag von Maastricht auch in einem ersten Referendum abgelehnt und dann nach Sondergarantien der EU im zweiten Anlauf doch noch zugestimmt hatten. Die Regierung Ahern werde nun vermutlich in Brüssel darauf drängen, dass die EU Irland noch einmal ausdrücklich seine Neutralität garantiert. Die Nizza-Gegner hatten argumentiert, dass der Vertrag von Nizza Irland verpflichte, Truppen für die schnelle Eingreiftruppe der EU bereitzustellen. Dies gefährde den neutralen Status des Landes, das kein Mitglied der NATO ist. (APA)