Wien - Das irische Votum in Sachen EU-Erweiterung verändert auch die Stimmungslage in der österreichischen Bevölkerung: Darüber zeigten sich Meinungsforscher am Montag fast einig. Ob sich nur kurz- oder doch auch langfristige Auswirkungen ergäben, sei noch nicht absehbar. Maßgeblich werde sein, wie die Medien das Thema aufbereiten. Fritz Karmasin (Gallup) betonte, Kritiker und Skeptiker der EU-Erweiterung würden sich durch solch ein Votum wie das irische bestärkt fühlen. Ohne Einfluss könne eine solche Entscheidung nie bleiben. Die Frage sei, wie nun die EU mit dem irischen Ergebnis umginge. Schließlich gelte das Einstimmigkeitsprinzip. Nun heiße es, Überzeugungsarbeit zu leisten - in Irland und bei den Skeptikern in den anderen EU-Staaten. Peter Ulram (Fessl & GfK) sieht zwar keine unmittelbare Beeinflussung der Stimmungslage in Österreich durch die Entscheidung der Iren. Für ihn ist die entscheidende Frage, "was machen die Medien jetzt aus der Geschichte". Gert Feistritzer (IFES) dagegen sieht wie auch Karmasin im irischen Votum einen Faktor, der die Stimmung hier zu Lande verändern kann. Ob dieser Effekt aber zwei Wochen oder doch länger anhalte, werde davon abhängen wie einerseits die EU mit dem Thema umgehe, andererseits davon, wie die Berichterstattung in den Medien laufe. Laut jüngsten Fessl-Daten sind derzeit 45 Prozent der Österreicher Erweiterungs-Gegner (zweites Quartal 2001). Als ausgesprochen Erweiterungsbefürworter deklarieren sich derzeit 50 Prozent der Österreicher. Ferrero-Waldner widerspricht: Keine Auswirkungen Das "Nein" der Iren zum Nizza-Vertrag wird nach Einschätzung von Außenministerin Benita Ferrero-Waldner (V) keine Auswirkungen auf Österreich haben. Der Ratifizierungsprozess des Vertrages werde im Nationalrat unverändert fortgesetzt, sagte Ferrero-Waldner während eines EU-Außenministertreffens am Montag in Luxemburg vor der Presse. Eine Volksabstimmung zur Osterweiterung, wie sie der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider ins Spiel gebracht hatte, lehnte die Außenministerin entschieden ab. Hier sei die ÖVP anderer Meinung als die FPÖ. Eine Volksbefragung- oder abstimmung zur Erweiterung könne es in Österreich aus zwei Gründen nicht geben, sagte Ferrero-Waldner. Zum einen sei nichts derartiges im ÖVP/FPÖ-Koalitionsabkommen vereinbart worden. Zum anderen habe die Regierung vor zwei Monaten eine Europa-Plattform eingerichtet, die den direkten Dialog mit den Bürgern suche, um die großen Europa-Projekte der Zukunft zu erläutern. Dies sei besser als eine Volksabstimmung. (APA)