Natur
EU-Studie: Kyoto-Ziele ohne übermäßige Kosten erreichbar
Brüssel - Die EU kann zu erschwinglichen Preisen den Ausstoß an Treibhausgasen um acht Prozent senken. Zu diesem Schluss
kommt eine Analyse der EU-Kommission, die am Montag in Brüssel von EU-Umweltkommissarin Margot Wallström präsentiert wurde. Die
EU hat sich in Kyoto verpflichtet, bis 2008/2012 die Treibhausgase im Vergleich zum Wert von 1990 um acht Prozent zu reduzieren - doch
bisher ist der Ausstoß gestiegen, statt zu sinken.
Eine achtprozentige Verringerung entspreche einer Menge von 336 Millionen Tonnen CO2 und von Effekt her vergleichbaren Gasen
(CO2-Äquivalente), so die Kommissionsanalyse. Die EU-Kommission hat nun Maßnahmen gefunden, die zu Kosten von weniger als 20
Euro/Tonne 664 bis 765 Mill. Tonnen CO2-Äquivalente einsparen könnten, also doppelt so viel wie die EU versprochen hat.
Maßnahmen
Die EU zählt einige praktisch fertige Maßnahmen auf. Dazu gehören einige EU-Richtlinien. Insbesondere will die Brüsseler Behörde noch im
Juli ein Gesetz vorschlagen, das den Handel mit Emissionen regeln soll, kündigte Wallström an. Es sei "ein Missverständnis", dass die
EU-Kommission gegen dieses Instrument sei.
Zu den absehbaren Maßnahmen gehören unter anderem die Schaffung einer Agentur für nachhaltige Energie, mehr Forschung über den
Klimawandel, ein weltweites Monitoring für die Umwelt und freiwillige Vereinbarungen zur Verringerung des Methan-Ausstoßes.
"Noch mehr Arbeit" sei hingegen nötig, bis technologische Verbesserungen bei Autos und Treibstoffen, ein Abkommen mit der Industrie über
leichte Nutzfahrzeuge, steuerliche Anreize bei PKW, langfristige Abkommen mit Energieerzeugern und ähnliche Projekte unter Dach und
Fach sind.
Energiepolitik
Die größte konkrete Ersparnis von Treibhausgasen rechnet die EU-Kommission der Liberalisierung von Strom- und Gasmärkten zu, wodurch
über 100 Mill. t eingespart werden sollen. Würde man wie geplant zwölf Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen, könnte
man 229 bis 330 Mill. T/Jahr einsparen, davon etwa 126 Mill. T zu Kosten unter 20 Euro/Tonne. Die freiwillige Methanverringerung der
Industrie sollte 34 Mill. T CO2-Äquivalent einsparen helfen, listet die EU-Kommission unter anderem auf.
Geplante EU-Richtlinien, die zwischen 2004 und 2006 in Kraft treten sollen, über Gebäude, öffentliche Ausschreibungen und
Energiedienstleistungen sowie verschiedene freiwillige Vereinbarungen werden nach Kommissionsschätzungen noch einmal 220 Mill. T
CO2-Äquivalent einsparen helfen. Durch die Erneuerung von alten Kraftwerken könnten 60 Mill. t eingespart werden, doch waren sich die
Experten uneins über die damit verbundenen Kosten. (APA)