Wien - Die Wiener Patienten lehnen Selbstbehalte deutlich ab. In einer in den Ordinationen der Bundeshauptstadt durchgeführten Befragung der Wiener Ärztekammer (5.500 ausgefüllte Fragebögen, 1.000 davon wurden vom OGM-Institut ausgewertet) sprachen sich drei Viertel gegen einen 20-prozentigen Selbstbehalt auf alle medizinischen Leistungen aus. 88 Prozent waren gegen eine Erhöhung der Ambulanz-Selbstbehalte von derzeit 250 (18,2 Euro) auf 500 Schilling. Das gab die Ärztekammer heute, Dienstag, in einer Aussendung bekannt. Auch die Streichung der Zuschüsse bei Heilbehelfen wie Hörgeräte, Schuheinlagen und Bandagen sowie eine Rezeptgebührenerhöhung von derzeit 56 auf 80 Schilling werden zu 87 bzw. 83 Prozent abgelehnt. Zwei Drittel konnten sich auch mit einer Verschärfung der chefärztlichen Bewilligungsregelung bei teuren Medikamenten nicht anfreunden. Zur Sanierung der heimischen Krankenversicherungen setzen die Wiener zu 56 Prozent auf eine Erhöhung der Kassenbeiträge um ein halbes Prozent und zu 59 Prozent auf eine Verdoppelung der Beitragsrundlage auf 88.000 S. Außerdem halten 74 Prozent der Befragten eine Erhöhung der Steuern auf Tabak und Alkohol für überlegenswert, wenn die dabei lukrierten Mittel den Krankenkassen zufließen. Für den Wiener Ärztekammer-Präsidenten Walter Dorner sind diese Ergebnisse ein deutliches Zeichen dafür, dass auch die Bevölkerung eindeutig für den Solidargedanken eintrete. Die Wiener wüssten genau, "dass einseitige Belastungen für die Patienten, beispielsweise durch stärkere Selbstbehalte, kein bürgernaher Weg sind, die Finanzierungsprobleme im österreichischen Gesundheitssystem in den Griff zu bekommen." (APA)