Wien - Die Wiener Grünen unternehmen wieder einen Vorstoß in Sachen "Wiener Ehe" für Homosexuelle: Stadträtin Maria Vassilakou hat am Mittwoch in einer Pressekonferenz gefordert, dass die Eintragung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften beim Standesamt endlich ermöglicht werden soll. Kommende Woche wird von den Grünen ein diesbezüglicher Antrag im Wiener Landtag eingebracht. Die Zustimmung der SPÖ ist laut Vassilakou jedoch - noch - eher unwahrscheinlich. Wien soll tun, was es kann "Etwa zehn Prozent jeder Generation sind homosexuell. Lesbisch und schwul lebende Menschen erfahren immer noch eine Vielzahl von Diskriminierungen. Ich sehe für Wien die Verpflichtung, das zu tun, was wir hier tun können", betonte die Grün-Politikerin. Die Chance, eine "echte" Ehe oder Lebensgemeinschaft für gleichgeschlechtliche Paare auf Bundesebene zu verwirklichen, bestehe ihrer Ansicht derzeit nicht. Möglich sei hingegen eine Wiener Lösung - so wie etwa auch Hamburg einen Alleingang in dieser Frage unternommen hat. Vassilakou kritisierte, dass es lesbischen Frauen und schwulen Männern nicht möglich ist, ihre Partnerschaften durch eine Rechtsgrundlage absichern zu lassen. Damit seien sie gegenüber heterosexuellen Menschen klar benachteiligt. Dies mache sich zunächst im rechtlichen Bereich bemerkbar - etwa beim (nicht bestehenden) Angehörigen-Status und in Mitversicherungs-Fragen. Aber auch die gesellschaftliche Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Lebensformen sei dadurch gering. Partnerschaftsbuch für homosexuelle Paare Die Regelung zur so genannten Wiener Ehe soll laut Vassilakou beinhalten, dass sich das "Hochzeitspaar" in ein eigens dafür geschaffenes Partnerschaftsbuch eintragen kann. Die rechtlichen Auswirkungen würden zwar "minimal" sein, die gesellschaftlichen Auswirkungen aber um so größer, versicherte sie: "Es geht um ein Sichtbarmachen der Beziehung." Uneinigkeit bei den Homosexuellen Im Arbeitsübereinkommen zwischen den Grünen und der Wiener SPÖ findet sich die "Wiener Ehe" nicht. Die Sozialdemokraten haben laut Vassilakou deren Nicht-Aufnahme unter anderem damit argumentiert, dass auch unter Homosexuellen diesbezüglich keine Einigkeit besteht. "Aber bei den vielen Menschen, die ich getroffen habe, hat es eher Zustimmung gegeben", versicherte Vassilakou. Die Wiener SPÖ-Stadrätin Brauner bezeichnete es hingegen als "merkwürdig, die sogenannte 'Wiener Ehe' zu fordern, obwohl dies nach eigenen Worten 'rechtlich bedeutungslos' sei. "Statt rein symbolischen Zeremonien gibt es in vielen Ländern Europas bereits national gültige eingetragene Partnerschaften. Wir sollten daher unsere Kräfte darauf konzentrieren, rechtlich verbindliche Regelungen auf Bundesebene zu erzielen. Die 'Wiener Ehe' birgt Fallstricke für die Betroffenen, es entsteht Rechtsunsicherheit, und das empfinden auch viele innerhalb der Szene als kontraproduktiv." Seitens der Stadt Wien seien die Möglichkeiten zur Beseitigung von Diskriminierungen bereits voll ausgeschöpft worden.(APA)