Tokio/Berlin - Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erwartet keine Blockade der USA bei der Bonner Konferenz zum Klimaprotokoll von Kyoto im Juli. Sein Eindruck sei: "Die amerikanische Seite wird in Bonn eine Lösung zu Kyoto nicht blockieren", sagte Schröder am Donnerstag in einer Regierungserklärung im Bundestag. Zwar sei beim Treffen von US-Präsident George W. Bush mit den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (EU) in der vergangenen Woche klar geworden, dass die Differenzen zwischen EU und USA in der Klimapolitik fortbestünden. Doch habe er den Eindruck, dass auch die USA keine Eskalation des Streits über das Instrument der Klimapolitik, den Kyoto-Prozess, wollten. Japan als Vermittler Japan hat sich am Mittwoch als Vermittler im Streit um den Klimaschutz angeboten. Ziel sei es, die USA zur Rückkehr zum vereinbarten Protokoll von Kyoto und die EU zu mehr Flexibilität zu bewegen, erklärte die Regierung in Tokio. Umweltministerin Yoriko Kawaguchi sagte, die USA als Verursacher von einem Viertel des weltweiten Ausstoßes an Kohlendioxid müssten sich selbst zu einer Reduzierung verpflichten. Die antiamerikanische Rhetorik aus Europa gegen die USA sei dabei aber nur kontraproduktiv, fügte sie hinzu. "Japan und die EU sind im gleichen Lager", sagte Kawaguchi vor dem Club der Auslandspresse in Tokio. "Aber Japan versucht, die EU etwas in ihrer Haltung zu mäßigen, damit die USA wieder zurückkehren." US-Präsident George W. Bush hatte das 1997 in Kyoto vereinbarte Abkommen zur Reduzierung der so genannten Klimagase kurz nach seinem Amtsantritt als völlig falsch und unfair gegenüber der US-Industrie bezeichnet. Kawaguchi mahnte, es werde bei einer solchen Haltung völlig unmöglich sein, Entwicklungsländer zu einer Reduzierung ihres Kohlendioxidausstoßes anzuhalten. Deshalb müssten die USA hier die Führung übernehmen. Im Unterschied zur Haltung in Europa betonte Kawaguchi aber, dass das Kyoto-Protokoll mehr ein laufendes Projekt als ein endgültiges Abkommen sei. "Es gibt noch einigen Spielraum", sagte Kawaguchi. Das Abkommen von Kyoto sei wie ein Haus, das noch gebaut werde. Ministerpräsident Junichiro Koizumi werde dieses Thema bei seinem Treffen mit Bush am 30. Juni ansprechen. Sie selbst wolle vor einer weiteren Runde von Klimagesprächen in Bonn noch einmal in die USA reisen, sagte die japanische Umweltministerin. Ihr Land halte am Ziel der Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes um sechs Prozent unter das Niveau von 1990 fest. (APA/AP/Reuters)