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Wien - Beim Bundeskongress steht den Grünen am 7. und 8. Juli eine heiße Programmdebatte ins Haus. Dem 69 Seiten umfassenden neuen Grundsatzprogramm des Bundesvorstandes wollen Delegierte aus Wien und dem Burgenland mit einem Gegenentwurf begegnen, der mit 49 Seiten zwar weniger umfangreich ist, dafür aber mehr ideologischen Sprengstoff in sich birgt. Dieser versteht sich nicht als Ergänzung, sondern als Alternativentwurf. In der Begründung dazu wird dem "offiziellen" Programm die intellektuelle Dimension abgesprochen sowie das völlige Fehlen "visionärer politischer Zielhorizonte" beklagt. Außerdem falle das Programm hinter alle Beiträge zurück, die in den letzten Jahren mit Einbindung namhafter "europäischer VordenkerInnen eines grünen Projekts" geleistet worden seien. Das Programm ziele dagegen "ausschließlich auf Teile der urbanen Mittelklasse". Und: "Wenn man Nachhaltigkeit und Lebensqualität zu einer grünen Gesamtphilosophie aufbläst, kann nur ein konservatives Minderheitenprogramm entstehen." Der solcherart gezauste Programmentwurf, der von Brigid Weinzinger koordiniert wurde, ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten wird "Grundsätzliches" abgehandelt, der zweite befasst sich mit "politischen Perspektiven" und führt fünf Hauptthemen an: "Umwelt und Wirtschaft", "Arbeit und Existenzsicherung", "Offene und solidarische Gesellschaft", "Demokratie und Mitbestimmung" sowie "Österreich im internationalen Gefüge". In Teil 1 haben die Grünen sechs Grundwerte festgeschrieben: "Ökologisch, solidarisch, selbstbestimmt, partizipativ-demokratisch, gewaltfrei, feministisch." Auch der Gegenentwurf geht von diesen Werten aus, verweist aber in einem Punkt exemplarisch auf grundsätzliche Auffassungsunterschiede: Anstelle des unverbindlichen "partizpativ-demokratisch" wird der Begriff "radikaldemokratisch" gesetzt. Damit ist auch ein an die basisdemokratische Blüte erinnerndes Verfahren innerparteilicher Willensbildung gemeint. Im "offiziellen" Programmentwurf steht eher unscharf, dass "ein Raum für Auseinandersetzungen und politische Entscheidungsprozesse zwischen den Parteien und zivilgesellschaftlichen AkteurInnen zu schaffen" sei. (kob/DER STANDARD, Print, 21.6.2001)