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Wien - Die Plastiktäfelchen leuchten in allen Farben: rot, gelb, blau, grün. Und alle wecken das gleiche Interesse der neuseeländischen Keas: Jeder Papagei schnappt sich eins, um damit zu spielen. Wenn keins mehr da ist, aber noch Vögel, setzen sich die Rangoberen durch. "Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den Säugetieren", urteilt Untersuchungsleiter Hans Winkler vom Institut für vergleichende Verhaltensforschung am Wiener Wilhelminenberg, "denn bei den Säugern sind die Jungen die Neugierigen." Besonders deutlich erkannte der Ornithologe der österreichischen Akademie der Wissenschaften den Faktor Neugier, als er lauter blaue Täfelchen mit einem roten kombinierte: "Alle haben sich auf das rote gestürzt, weil es anders ist und neu." Und dann werfen es die bodenfärbigen Papageien hin und her, drehen es, schmeißen es ins Wasser und ziehen es wieder heraus. Das gilt auch für Gummienten oder Holzstückerln. "Sie spielen", sagt Winkler, "stundenlang herum, ohne daraus Nahrung zu gewinnen." Fragt sich nur, warum. "Weil sie Informationen gewinnen wollen", meint Winkler. Jedenfalls tritt dieses Verhalten vor allem bei Tieren mit einem absolut großen Gehirn und einem relativ stark ausgeprägten Vorderhirn auf. Generell gibt es im Vogelreich "wenig eindeutige Fälle" für Spielen, aber Rabenvögel, Papageien und - eingeschränkt Spechte - zählt Winkler dazu. "Vorformen" des Spielens gebe es bei verschiedenen Gruppen, etwa den Galapagos-Finken. Zumeist handelt es sich bei den Spielern um Tiere, die für den Nahrungserwerb hohe Geschicklichkeit benötigen und zum Teil sogar Werkzeuge gebrauchen. Die Finken etwa richteten sich Stäbchen her, um Käferlarven aus dem Holz zu fischen. Winkler: "Für den Zuseher hat das spielerischen Charakter", Unterarten auf Inseln scheinen da besonders aktiv. Winklers Erklärung: "Dort ist die Neugierde nicht so gefährlich, weil sie kaum Gifttiere oder Räuber fürchten müssen."(DER STANDARD, Print-Ausgabe 23. / 24. 6. 2001)