Am 29. Juni wird's ernst für Arnulf Rainer. Da wird sich weisen, wie sich sein Ruf international hält. Den großen Markttest bestreitet er in London, wo gleich 30 Arbeiten im Rahmen der Contemporary Sales unter den Hammer kommen. 30 Stück, das klingt nach Overkill. Wenn man sich allerdings die Werke genau unter die Lupe nimmt, sind die Offerte nachvollziehbar, denn sie weisen so genannte Marktfrische auf (Einbringer: ein Sammler aus Deutschland) und stammen aus der Frühzeit von Rainers Schaffen, aus den 50er-, 60er- und 70er-Jahren. Die größte Rarität dürfte eine blaue Zumalung (Öl auf Leinwand) aus dem Jahre 1958 sein (20.000-30.000 Pfund). Auch inhaltlich hat dieser Sammler ein sehr gutes Auge bewiesen und aus der Fülle der Rainers Gehaltvolles gefischt, eine Bandbreite an Arbeiten - von übermalten/-zeichneten Fotos, Kreide-Bleistift-Blättern, Ölbildern, Fingergeschmier bis zu Zeichnungen (wie die eine unter LSD-Einfluss, 6000-8000 Pfund). 30.000 bis 50.000 Pfund kostet das aus Holzplanken zusammengestückelte, rosa grundierte Kreuz, das, sonst wäre es ja kein Rainer, Schläge auf Holz heißt. Sotheby's Wien-Chefin Andrea Jungmann, die alles in die Wege geleitet hat, ist zuversichtlich über den Markttest. Ihr Büro ist übrigens gerade vom ehrwürdigen Palais Breuner in moderne, helle Räume des Palais Wilczek übersiedelt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24. 6. 2001)