Ein gerüttelt Maß an Chupze kann man dem Finanzminister wirklich nicht absprechen. Da jagen Karl-Heinz Grasser und Thomas Prinzhorn ihren schwarzen Adlatus Johannes Ditz in personalpolitische Manöver, die gegen alle aktienrechtlichen Regeln verstoßen, und dann beklagt Grasser dessen Unfähigkeit, wenn Ditz notgedrungen scheitert.

Natürlich war es ein kolossaler Fehler, dass Ditz die Ablöse von Telekom-Chef Heinz Sundt und dem AUA-Vorstandsduo öffentlich angekündigt hat, ohne sich der Mehrheiten in den beiden Aufsichtsräten sicher zu sein. Doch dazu getrieben wurde er von seinem Aufsichtratschef Alfred Heinzel, der wiederum unter Druck seiner blauen Mentoren steht. Die Schuld am "katastrophalen Bild" der ÖIAG in der Öffentlichkeit muss Grasser daher bei sich selbst suchen, und sein Ausritt am vergangenen Freitag, gegen den sich Ditz zu Recht gewehrt hat, hat den Eindruck einer Chaostruppe nur noch verstärkt.

Wenn sich nun Wolfgang Schüssel im STANDARD-Interview erstmals zu diesem erbärmlichen Schauspiel zu Wort meldet, so kommt das keinen Tag zu spät. Doch die ÖVP hat einen schweren Stand: Sie nimmt anders als der Koalitionspartner, dem sie die ÖIAG mitsamt dem Finanzministerium überlassen haben, die versprochene Entpolitisierung halbwegs ernst. Mehr als mahnende Worte kann die Partei nicht anbieten. Dazu kommt, dass ihr einziges Ass Ditz heißt, der der Mischung aus wirtschaftlichen Turbulenzen bei einigen ÖIAG-Firmen und politischem Kamikazekurs des Eigentümers kaum gewachsen ist.

Allerdings wird sich dieses Problem von selbst lösen. Hat die ÖIAG einmal alles verkauft, können Prinzhorn & Co. sich nicht mehr einmischen. Und vom strikten Privatisierungskurs - siehe Austria Tabak - weicht die FPÖ zum Glück nicht ab. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 25.6.2001)