FrageFrage
Sehr geehrte Frau Johanna! Nachdem ich schon des öfteren schon Ihre Antworten bezüglich gestellter Fragen gelesen habe möchte ich Sie heute kontaktieren, da ich zur Zeit - genauer gesagt die letzten zwei Monate - auf dem sogenannten Abstellgleis stehe! Ich habe vor 17 Jahre eine Kochlehre mit Auszeichnung absolviert und danach in sehr guten Häusern als Koch gearbeitet. Ich hatte immer durch meine schnelle Auffassungsgabe die Chance mich schnell nach oben zu arbeiten. Nach 10 Jahren in der Gastronomie wechselte ich den Beruf und fing als Supervisor in einem amerikanischen facility management-Konzern an. Nach drei Jahren war ich bereits Regionalmanager von Deutschland, baute Filialen auf, bildete Personal aus und erstellte Quality Audits. Durch spekulative Geschäfte verfiel der Aktienkurs und die Firma mußte sich von mehreren Zweigstellen trennen, wodurch an die 300 Jobs verloren gingen. Nun meine Frage an Sie: 1.) Seit Jänner 2000 bewarb ich mich 110 Mal vergeblich, weil für die meisten Firmen ein Fachhochschulabschluss das Minimum ist. Für den anderen Teil der Absagen war mein Alter ausschlaggebend (geb. 1966) > also zu alt, und für den letzten Teil, wo ich natürlich schon von vornherein bereit war mein Gehalt um 65 Prozent zu reduzieren, war ich nicht der Richtige, da ich für diese Firmen wieder überqualifiziert war und ich nach Angaben der Firmen dort nicht glücklich wäre. 2.) Was macht man in meinem Fall ohne langsam zu verzweifeln? 3.) Wenn ich jetzt noch ein Studium beginne und dies gut absolviere und mich danach bei einer Firma bewerbe bin ich schon 40, und habe dann keine Praxis. Die Firmen haben immer Ausreden, aber wenn man manchmal sieht und mitbekommt welche "sogenannten Fachkräfte" auf einem Sessel sitzen denkt man sich auch seinen Teil. Mit der Bitte um eine Anwort verbleibe ich, Franz-Josef
AntwortAntwort
Lieber Franz-Josef! 110 Bewerbungen und kein positiver Bescheid sind natürlich alles andere als ermutigend. Dennoch ist Resignation das letzte, was bei dem Wiedereinstieg hilft. Mit irem Alter kann die Pechsträhne nicht zusammenhängen. Bleibt also, dass möglicherweise die Bewerbungsform nicht optimal ist, dass bei den Qualifikationen nachgebessert werden muss oder dass Sie auf die falschen Stellenangebote reagiert haben. Wir haben Karriere-Coach Mag. Martin Rohsner , Geschäftsführer der Firma die Berater, auch um seine Beurteilung Ihrer Lage gebeten. Hier ist seine Antwort: "In den letzten Jahren hat sich der Arbeitsmarkt insofern verschärft, dass 100 bis 200 Bewerbungen pro Person oftmals keine Seltenheit darstellen. Dies hat aber noch keine Aussagekraft uber die Qualifikation des Bewerbers. Um den klaren Blick nicht zu verlieren ist es notwendig, distanziert und sachlich die bisher gelaufenen Bewerbungsaktivitaten zu uberprufen. Jobsuche kann durchaus mit Projektmanagement verglichen werden. Einer intensiven Zieldefinition (Wo will ich hin etc.) folgt die Planung der einzelnen Umsetzungsschritte (Formen der Bewerbung, Bewerbungsunterlagen etc.) kombiniert mit einer permanenten Tätigkeitskontrolle:
  • Wo liegen meine Stärken?
  • Überprufung des Berufswunsches hinsichtlich Interesse und Qualifikation
  • Überprufung der Bewerbungsunterlagen - sind diese in der Form aktuell?
  • Haben alle ausgeschriebenen und von Ihnen angestrebten Positionen weitgehend Ihren Vorstellungen entsprochen?
  • In welchen Branchen können Sie Ihre Dienstleistung (Arbeitsleistung) anbieten (Arbeitsmarktanalyse)?
  • Quellen und Formen der Bewerbung: Blindbewerbungen, Online-Bewerbungen, Inserate, AMS, Personalberater, Freunde, etc.
  • Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch:
    Informationen über das Unternehmen einholen, sich auf das Thema Gehalt vorbereiten, mögliche Fragestellungen durchspielen, etc.
  • Überprufung von Selbst- und Fremdbild: wie wirke ich auf andere?
  • Erweitere Zielfindung: Wo will ich in 5 Jahren beruflich stehen?
  • Habe ich mein privates Netzwerk bereits aktiviert?
Mit 34 Jahren sind Sie keinesfalls zu alt fur den Arbeitsmarkt. Richtig ist jedoch, dass manche Jobs für Berufseinsteiger (... Sie sind überqualifiziert) vorgesehen sind. Dies wirkt sich selbstverständlich in den Gehaltsvorstellungen der Unternehmen aus. Sie können auf internationale Erfahrung ebenso wie auf Erfahrung in der Personalführung und im Qualitätsmanagement verweisen. All diese Bereiche dürfen Sie nicht ausser acht lassen und vor allem nicht vergessen sie zu erwähnen. Eine genaue Analyse der ausgeschriebenen Jobs mit deren Anforderungsprofilen erspart Ihnen unnötige Absagen und damit verbundene Frustrationserlebnisse. Nutzen Sie auch die breite Angebotspalette der Personalberater - z.B jobnews.at - oder überprüfen Sie Ihre derzeitige Situation im Zuge eines Coachings. Gerne stehe ich Ihnen auch fur ein persönliches Gespräch zu Verfügung: m.roehsner@die-berater.com "