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Wien/Brüssel - Belgiens Außenminister Louis Michel hat sich in der Phase der Sanktionen der 14 EU-Partner gegen Österreich als scharfer Kritiker der Freiheitlichen gezeigt. Der 53-jährige Parteichef der wallonischen Liberalen prägt als Chef des Außenministeriums und Vize-Premierminister die Außenpolitik Belgiens. In dieser Funktion kommt ihm während der halbjährigen Ratspräsidentschaft Belgiens ab Juli auch eine zentrale Rolle in der Europäischen Union zu. Die Mitte-Links-Regierung des flämischen Liberalen Guy Verhofstadt nahm gemeinsam mit der französischen Regierung eine harte Haltung gegen die ÖVP-FPÖ-Koalition ein. Der bärtige Michel wurde mit seiner Erklärung, Schifahren in Österreich wäre "unmoralisch", schlagartig bekannt. Nach zahlreichen Witzen und Karikaturen in belgischen Medien, die sich mit der "Gefährlichkeit" des Schifahrens, der Leibesfülle Michels und den sportlichen Ambitionen der Belgier auseinandersetzten, nahm er diese Äußerung wieder zurück. Wahlsieg Berlusconis "legitim" In diesem Jahr war Michel der Einzige, der vor dem Wahlsieg von Silvio Berlusconi in Italien Sanktionen gegen Rom ins Spiel brachte. Berlusconis Koalitionspartner Umberto Bossi, Chef der Lega Nord, sei ein "Faschist", wetterte Michel im Februar. Er denke daher über Italien nicht anders als über Österreich. Als künftiger EU-Ratsvorsitzender musste sich Michel aber zurückhalten: Im Mai bezeichnete er den Wahlsieg Berlusconis als "legitim". Daher werde Belgien "selbstverständlich" mit der neuen italienischen Mitte-Rechts-Regierung zusammenarbeiten. Die Sanktionen wegen der FPÖ-Regierungsbeteiligung nannte Michel dagegen im Rückblick "gerechtfertigt und wichtig". "Dass Jörg Haider nicht mehr (freiheitlicher) Parteichef ist und wohl nie Bundeskanzler werden wird, ist ein Effekt dieser Maßnahmen", erklärte er gegenüber dem Nachrichtenmagazin "profil". Prägende Familiengeschichte Michel hat Deutsch studiert und zehn Jahre lang Flämisch, Englisch und deutsche Literatur in Jodoigne unterrichtet. Besonders prägend dürfte seine Familiengeschichte sein: Sein Vater schloss sich nach der Besetzung Belgiens durch Nazi-Deutschland der Resistance an und wurde nach Deutschland deportiert. Kurz nach dem Krieg starb er an den Folgen der Gefangenschaft. Bei Kundgebungen, in Reden und Interviews erinnert Michel immer wieder an das Schicksal seines Vaters und anderer Nazi-Opfer. Seine Tätigkeit bei den wallonischen Liberalen hat Michel früh begonnen: Bereits mit 20 Jahren war er Präsident der Jung-Liberalen im Bezirk Nivelles und blieb dies zehn Jahre lang. Im Rahmen seiner zahlreichen Parteifunktionen ist ihm auch der Austritt der FPÖ aus der Liberalen Internationalen 1993, die damit einem drohenden Ausschluss zuvorgekommen war, noch in Erinnerung. Neben der Positionierung zu Österreich hat sich Michel in seiner bisherigen Amtszeit vor allem mit einem Neubeginn in der belgischen Afrika-Politik und einer entschiedenen Haltung gegenüber dem chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet einen Namen gemacht. Belgien hatte von Großbritannien die Auslieferung Pinochets beantragt. Innenpolitisch wirken in dem von Flamen, Wallonen und einer kleinen deutschen Volksgruppe bewohnten Land Michels Sprachkenntnisse ausgleichend: Der Germanist kann sich auch auf Flämisch perfekt ausdrücken. (APA)