G. hat einen komischen Beruf. Er verliert Dinge. Oder vergisst sie. So genau hat mir das G. nie erklärt - er redet nicht gerne über die Arbeit. Ständig irgendwas liegen zu lassen ist eher peinlich. Allerdings wissen dort, wo G. lebt alle, was G. tut. Zumindest die, die es wissen sollen. Um Missverständnisse zu vermeiden: G. arbeitet natürlich nicht in Wien. Das nur nebenbei. G. ist freier Mitarbeiter einer Baufirma. Einer, die ziemlich viel ziemlich groß baut. Häuser, Straßen, öffentliche Sachen. Und G. hat vom Bau keine Ahnung. Muss er auch nicht. Schließlich ist er Bote. Einer, wie sie in vielen Firmen tätig sind. Manchmal, nach Dienstschluss, sitzt G. dann mit ihnen beim Nobelitaliener und philosophiert. "Bote", meint G., sei eigentlich falsch. "Beschleuniger", meint G., wenn wir danach unsere Wohlstandskalorien abarbeiten, "wäre besser. Amtsbeschleuniger." Schließlich kommt G. nicht mit dem Fahrrad. G. zieht Vorstandswägen vor. Mit Chauffeur. Manchmal Leibwächter. Der wartet, bis G. wieder herauskommt. Dass G. seine Tasche - oder eine Mappe oder ein Kuvert - vergisst, ist noch nie aufgefallen. Zumindest haben Chauffeur und Begleiter nie etwas gesagt. Am Anfang seiner Karriere, das ist schon einige Jahre her, hat sich G. gewundert: Wieso er? Planverhandlungen, Baubesprechungen, Behördeneinsprüche, Vor-Ort-Verhandlungen, Widmunsgsstempeleinreichungen: G. wüsste nicht einmal, wie die Verfahrensschritte heißen. Aber er hat rasch gemerkt, das er nur kommen musste, wenn etwas nicht schnell genug geht. Liegt ein Plan zu lange in der Lade, ist ein Einspruch nicht wegzudiskutieren oder legt sich einer oder etwas quer: G. kommt, trinkt Kaffee, vergisst die Tasche - und die Sache läuft wieder. G. mag seinen Beruf: Er lebt und verdient gut, hat sich was "für später" zur Seite gelegt und verfügt über reichlich Tagesfreizeit. Die ist ihm in letzter Zeit zu Kopf gestiegen: Er überlege, ließ er öfters fallen, Memoiren zu schreiben. Oder jemandem auf Band zu diktieren. "Ihr wisst ja, wie man aus so was eine spannende Geschichte macht", hat G. gesagt. Vor rund drei Wochen war das. Seither ist er verschwunden. "Angeln" sagen die in seiner Firma, die sich noch daran erinnern, G. einmal gekannt zu haben. Was mich daran wundert? G. hat immer gesagt, dass er Angeln für eine eher langweilige Freizeitbeschäftigung hält. NACHLESE --> Nachtpanoramabalkon --> Fridaynightskating im Museumsquartier --> Europride und Versteckspieler --> Hofmanns Empfehlungen --> American Graffiti gone Superproll --> Von Männern mit Kindern --> Lügen haben falsche Namen --> Mit Georg am Pool --> Und du steigst ein --> Staub seid Ihr und Staub schluckt Ihr --> Smells Like Teen Spirit --> Garagen - Mehrfachnutzung --> So modern und lebensfroh --> Ausländerfrei --> Jörg Haider hat für Y. keine Zeit --> Frühlingskondome und Absatzkurven --> Mein Hydrant heißt Hrdlicka --> Ach ja, Ärzteschwemme --> Ich habe den Rülpscontest übersehen --> Die Geschichte der O. --> Feenfieber- fernsehgrippeland --> The Voice --> Der Mann mit der Barbie - Puppe --> Der Dreck am Internet --> "Warum sind wir eigentlich noch hier?" --> Hello, I'm Chello --> Das Dessous --> Ein Adventspaziergang --> Wenn die graue Sonne im Norden aufgeht --> Lehnen wie Helmut Zilk