Wien - Berührungspunkte zwischen Kunst und Design sowie Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft loten zwei Ausstellungen aus, die ab Mittwoch im österreichischen Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien zu sehen sind. In der MAK-Ausstellungshalle erlebt der Besucher "Die Welt von Charles und Ray Eames", eines Designer- und Architektenpaares, das von den 40er bis 70er Jahren wesentlich die moderne Ästhetik Amerikas mitgeprägt hat. In der MAK-Galerie im Keller thematisiert das junge Wiener Künstlerduo Plamen Dejanov und Swetlana Heger Berührungsängste und Tabus des Kunstbetriebs. Crossover-Pioniere Charles (1907-1978) und Ray (geb. Kaiser, 1912-1988) Eames sind so etwas wie Crossover-Pioniere des Design. Ihre Möbel, etwa die Stühle aus formgepresstem Sperrholz oder Kunststoff, aus Aluminiumguss oder Drahtgeflecht oder der "Lounge Chair" mit gepolsterter Sesselschale, haben sie berühmt gemacht und sind heute Klassiker. Ihr Glaube, das Leben und den Alltag durch Design verbessern und verschönern zu können, machte die beiden Künstler - er ursprünglich von der Architektur kommend, sie, als Schülerin Hans Hoffmanns, von der Malerei - zu Universalisten, die ein fast unüberschaubar vielfältiges Werk hinterließen und mit ihrer Auffassung von Design als Prozess den Begriff weiter als je zuvor fassten. "Case Study House Nr. 8" Die Eames beschäftigten sich nicht nur mit dem Entwurf des eigentlichen Objekts, sondern auch mit dessen Verwendung, Herstellung und Vermarktung. Sie entwickelten spezielle Werkzeuge, handgemachte Press- und Gussformen, Testapparate, Prospekte und Werbekampagnen. Prozesse der Serienfertigung übertrugen sie auf die Architektur, indem sie Häuser aus billigen Standardelementen planten. Bis auf ihr prototypisches Stahl- und Glas-Wohnhaus, das "Case Study House Nr. 8" in Los Angeles wurde allerdings keiner ihrer Entwürfe verwirklicht. Sie berieten die amerikanische Regierung und führende Möbelfirmen und wurden 1958 von der indischen Regierung mit einer Studie zur Umstellung des Staates auf die Massenproduktion beauftragt. "Kuriositätenkabinett" Zunehmend verlagerte sich der Schwerpunkt ihrer Arbeit auf Kommunikationssysteme und Medien. In ihrem "Kuriositätenkabinett" etwa sammelten sie über 350.000 sorgfältig katalogisierte Dias, die einen Einblick in ihre Recherchen zu Kultur und Technik geben, in ihrer 1959 auf der American National Exhibition in Moskau gezeigten Diashow "Glimpses of the U.S.A." porträtierten sie die amerikanische Gesellschaft. In Ausstellungen wie "Mathematica" (1961) und Filmen wie "Powers of Ten" ("Zehnerpotenzen", 1977) versuchten sie wissenschaftliche Themen einfach und anschaulich zu vermitteln. Das MAK bietet einen umfassenden Einblick in das Leben und Werk des ungewöhnlichen Paares, von Architekturskizzen und -Modellen über Möbelstücke und Maschinen bis hin zu praktischen Objekten wie einer Beinschiene aus Sperrholz, von Kunst über biografisches Material bis hin zum Blick in die Schubladen des Case Study House, in dem liebevoll Krimskrams und Kunst gesammelt wurde. (APA)