Wien/Linz - Ungeachtet der lautstarken Proteste österreichischer Atomgegner zu Beginn des Hearings über das tschechische Atomkraftwerk Temelin hat Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) ein Veto gegen den EU-Beitritt Tschechiens ausgeschlossen. "Wir spielen nicht mit Vetos, sondern versuchen, Lösungen anzubieten", sagte Schüssel am Dienstag nach dem Ministerrat in Wien. Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (F) betonte, dass Tschechien glaubwürdig die Sicherheit des Kraftwerks garantieren müsse, dies sei aber "zum jetzigen Zeitpunkt sehr unwahrscheinlich". Im Gegensatz zur Regierungslinie kündigte aber die FPÖ Oberösterreich unterdessen an, noch im Juli ein Volksbegehren für ein Veto Österreichs zum EU-Beitritt Tschechiens starten zu wollen, falls Temelin in Vollbetrieb gehen sollte. "Inhalt des Referendums ist die Forderung, dass Österreich von seinem Vetorecht gegen einem Beitritt Tschechiens zur Europäischen Union Gebrauch machen soll, falls Temelin den Vollbetrieb aufnimmt", sagte FP-Landesparteiobmann Hans Achatz. Ein Weg, der diesem "Veto" entspräche, wäre es, dem Abschluss des Energiekapitels bei den Beitrittsverhandlungen mit Tschechien nicht zuzustimmen. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte den Vorstoß der oberösterreichischen Freiheitlichen. "Wir lehnen es grundsätzlich ab, wenn eine im Nationalrat vertretene Partei zum Mittel des Volksbegehrens greift", erklärte der Sprecher der Umweltschützer, Alexander Egit, in einer Aussendung. Er warf der FPÖ vor, die Anti-Atombewegung in Österreich "politisch vereinnahmen" zu wollen. (APA)