Brüssel - Die EU-Kommission ist wegen der schwächeren Konjunktur von ihrer Jahres-Wachstumsprognose für die Euro-Zone von 2,8 Prozent abgerückt. "Wir sind gezwungen, die Dinge pessimistischer zu sehen", sagte EU-Währungskommissar Pedro Solbes am Mittwoch in Brüssel. Er nannte keine neue Prognosezahl, sagte aber: "2,5 Prozent ist wohl ein realistischer Ansatz." Solbes sagte mit Blick auf die im April veröffentlichte Frühjahrsprognose der Kommission für die zwölf Länder der Gemeinschaftswährung: "Heute sieht es anders aus." Zuvor hatte die Kommission sogar mit 3,2 Prozent Wachstum für das laufende Jahr gerechnet. Die Konjunkturverlangsamung sollte nicht als Vorwand benutzt werden, um öffentliche Finanzen laxer zu verwalten. Solbes wies die Staaten auf das Ziel des Stabilitäts- und Wachstumspakts hin, einen nahezu ausgeglichenen Haushalt oder einen Haushaltsüberschuss zu erreichen. Vier Mitgliedstaaten mit zu hohen Defiziten Vier Mitgliedstaaten des Euro-Gebiets - Deutschland, Frankreich, Italien und Portugal - weisen immer noch Defizite auf, die deutlich über diesem Ziel liegen. "Der Handlungsspielraum ist deshalb geringer", kritisierte Solbes. Er wies auf die Gefahr hin, die Haushaltsdefizite könnten sich wieder dem Grenzwert von drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) nähern. Deutschland hatte sich verpflichtet, im laufenden Jahr das gesamtstaatliche Defizit auf 1,5 Prozent des BIP zu begrenzen. Nach Prognose der EU-Kommission wird dieses Jahr ein Defizitwert von 1,7 Prozent erwartet - die Zahlen liegen laut Brüssel aber nicht weit auseinander. Im kommenden Jahr soll das Defizit in Deutschland auf ein Prozent vom BIP begrenzt werden. Brüssel rechnet in einem neuen Bericht hingegen mit 1,2 Prozent Defizit. Mit Blick auf Deutschland und Frankreich sprach Solbes von einer "Angebots- und Nachfragekrise". Solbes: "In Deutschland ist dies sogar noch stärker, weil die Nachfrage gesunken ist." Er habe aber aus Berlin und Paris klare Zusagen, dass die Prognosen eingehalten werden. (APA/dpa)