New York - Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat zum Abschluss ihrer Aids-Sondersitzung eine Erklärung verabschiedet, die konkrete Ziele zur Bekämpfung der Immunschwächekrankheit setzt. Die Delegierten aus 189 Staaten stimmten am Mittwochabend in New York für die Deklaration, derzufolge die Völkergemeinschaft bis zum Jahr 2003 eine wirksame Strategie gegen Aids entwickeln will. UNO-Generalsekretär Kofi Annan bezeichnete die Abschlusserklärung als Basis für "eine globale Antwort auf ein wahrhaft globales Problem". Auf den Wortlaut der Deklaration hatten sich die Delegierten nach langem Ringen geeinigt. Die westlichen Industrieländer erklärten sich auf Drängen einiger islamischer Staaten bereit, Verweise auf Homosexualität und Prostitution aus dem Dokument zu streichen. Finanzierungskonzepte zur Bekämpfung von Aids Die nicht bindende Abschlusserklärung ruft alle Regierungen dazu auf, im Laufe der kommenden zwei Jahre Strategien und Finanzierungskonzepte zur Bekämpfung von Aids zu entwickeln. Ferner sollen Programme zur Senkung der Infektionsraten und zum Schutz von Risikogruppen ausgearbeitet werden. Bis 2005 soll es in allen Staaten Aufklärungsprogramme geben. Die Zahl Aids-kranker Kinder soll bis 2010 halbiert werden, indem schwangere HIV-infizierte Frauen rechtzeitig medizinisch versorgt werden. Verabschiedetes Dokument sieht genaue Zeitpläne vor Das von der UNO verabschiedete nichtbindende Dokument über den Kampf gegen Aids sieht genaue Zeitpläne für Länder vor, um bis 2003 nationale Strategien und Präventionsprogramme zu erarbeiten. UNO-Generalsekretär Kofi Annan bezeichnete die Konferenz der UNO-Vollversammlung, die sich erstmals einem Gesundheitsthema allein widmete, als historisches Ereignis. "Wir haben hart gearbeitet, aber die wirkliche Arbeit geht jetzt erst richtig los", sagte der Präsident der UNO-Vollversammlung, Harri Holkeri, zum Abschluss der Konferenz in New York. Weltweit tragen etwa 36 Millionen Menschen den AIDS auslösenden HI-Virus in sich, davon allein 25 Millionen in Afrika. "Handlungsorientiert und praktisch" Die australische UNO-Botschafterin Penny Wensley, die die Verhandlungen zusammen mit dem senegalesischen UNO-Botschaftler Ibra Ka geleitet hatte, räumte ein, dass der Text der Abschlusserklärung nicht perfekt sei. "Aber es ist ein guter Text - handlungsorientiert und praktisch." Ägypten, Pakistan, Libyen, Sudan, Iran und andere islamische Länder hatten mit der Unterstützung des Vatikans darauf gedrängt, "Männer, die mit Männern Sex haben", Prostituierte, Häftlinge und Drogenabhängige nicht als Risikogruppen gesondert aufzuführen. Nach ihrer Argumentation wäre dies eine religiöse und kulturelle Diskriminierung gewesen. Im Schlusstext werden die Länder nun dazu aufgerufen, die Gesundheit "der erkennbaren Gruppen zu schützen, die derzeit eine hohe oder gestiegene HI-Infektionsrate haben. Besondere Aufmerksamkeit für Mädchen und Frauen Mit Blick auf die Diskussion um Homosexuelle sagte Annan: "Dies sind Menschen mit Menschenrechten, die respektiert werden sollten. Sie sollten keiner Diskriminierung ausgeliefert werden, nicht aus ihrem Job entlassen oder geächtet werden, sobald sie einmal infiziert sind." Besondere Aufmerksamkeit soll der Abschlusserklärung zufolge jedoch Frauen und Mädchen zukommen, die vergewaltigt worden sind oder die ohne Schutz ihren Sexpartnern oder fremdgehenden Ehemännern ausgeliefert sind. Annan räumte ein, dass der Kampf gegen AIDS nicht an einem Tag gewonnen werden könne, aber die öffentliche Debatte habe begonnen und werde nicht mehr verschwinden. "Wir haben Standards gesetzt, an denen die Einzelnen ihre eigenen Leistung bewerten können und die der durchschnittliche Bürger nutzten kann, um seine Regierung herauszufordern", sagte der Generalsekretär der Vereinten Nationen. Einer der Kernpunkte der Debatte war die Frage, ob zur Eindämmung von AIDS eher Prävention oder Behandlung zu favorisieren seien. In der Abschlusserklärung überwiegen Vorgaben zur Prävention wie Aufklärungskampagnen. Bis 2005 etwa sollen mindestens 90 Prozent und bis 2010 mindestens 95 Prozent aller 15- bis 24-Jährigen Zugang zu Informationen über AIDS haben. Am Gipfel nahmen etwa 3000 PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen, AIDS-Opfer und WirtschaftsvertreterInnen teil. Die Konferenz fand zwanzig Jahre nach der Entdeckung von AIDS statt. (APA/AP)