Wien - Die Wiener ÖVP hat in Sachen Homosexualität einen radikalen Kurswechsel vollzogen. "Homosexualität ist eine Form von Sexualität, die ein Recht hat, gelebt zu werden", erklärte VP-Chef Bernhard Görg Donnerstag. Der Schutz-Paragraph 209 sei "in dieser Form nicht aufrecht zu erhalten". Die ÖVP brauche einen neuen Zugang zu diesem Thema. In der Wiener ÖVP verfüge man über eine "klare Entscheindung im Klub", in der Landespartei werde über dieses Thema im Herbst beraten. Görg will mit dem Positionswechsel "ein klares Signal" setzen. Homosexuelle Lebensgemeinschaften sollen anerkannt werden und rechtliche Konsequenzen - etwa im Mietrecht - nach sich ziehen. "Wir haben unsere Position noch nicht im Detail fest gelegt. Wir wollen aber das Thema öffentlich machen und uns vergleichbare Regelungen etwa in anderen EU-Staaten ansehen, ehe wir uns im Detail entscheiden", sagte Görg. Im Klub sei diese Entscheidung zwar nicht einstimmig, aber mit "mehr als zwei Drittel der Stimmen" erfolgt. Wiederum Antrag der Grünen abgelehnt Dennoch hat die ÖVP am Mittwoch, am späten Abend einem rot-grünen Antrag im Gemeinderat nicht zugestimmt, demzufolge der Paragraph 209 abgeschafft werden sollte. Görg: "Die Ablehnung des Antrages ist aus zwei Gründen erfolgt: Erstens mißbraucht rot-grün den Landtag und den Gemeinderat, indem sie permanent Forderungen an den Bund stellen. Und zweites wollten wir nicht von Haus aus eine Abschaffung des Paragraphen. Wir meinen, dass er in dieser Form nicht aufrecht zuerhalten ist, eine Abschaffung ist aber nur eine von mehreren Möglichkeiten, die wir derzeit diskutieren." Jedenfalls aber müßten die diskriminierenden Bestimmungen des Paragraphen fallen. Görg will im Umdenken des Wiener VP-Klubs aber keinesfalls eine Kampfansage an den Bund sehen. "Wir sind auf dem Weg zu einer modernen, urbanen Stadtpartei", sagte Görg. Auch bei der 0,5-Promille-Grenze hätte die Wiener-ÖVP das Thema parteiintern angezogen. "Ich wünsche mir eine Diskussion auf möglichst breiter Basis", meinte Görg. (APA)