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TeilnehmerInnen im vergangenen Jahr
Foto: APA/Herbert Pfarrhofer
Wien - Die regenbogenbunten Fähnchen auf allen Wiener Straßenbahnen und Autobussen: Sie sind der Kopräsidentin des weltweit agierenden Interpride-Vereins Perine Hurewitz nach ihrer Ankunft aus New York als Erstes aufgefallen. Ein „positives Statement dieser Stadt für die Europride“ sei diese gemeinsame Aktion der Wiener Linien mit dem Christopher Street Day-Verein (CSD) meint die internationale Lesben- und Schwulenparaden-Koordinatorin. „Gut und wichtig“ sei es, dass gerade Wien am 30. Juni zum Zentrum für Europas Lesben-, Schwulen- und Transgenderbewegung werde. Die geographische Lage der Stadt - „im Zentrum des Kontinents“ - spreche dafür. Vor allem aber die „bombastische Ringstraße“, auf der sich das Paraden-Spektakel heuer zum sechsten Mal in Folge abspielen wird. Keine Fleischbeschau Ein Happening, das oft „nur als Fleischbeschau“ wahrgenommen werde, wie CSD-Kopräsidentin Connie Lichtenegger kritisiert. In Wahrheit machten die „schrägen Vögel“ unter den TeilnehmerInnen „nur ein paar Prozent aus“. Die Parade sei ein „modernes politisches Ausdrucksmittel“, das Schräge nur ein Teil, ergänzt ihr Präsidentenkollege Veith Georg Schmidt. Modernität auf Wiens Prunkstraße, die um 1870 zwecks - militärischer - Paradenabhaltung errichtet wurde. Nicht nur, sondern auch, wie der Historiker Hannes Sulzenbacher betont. Doch auch an utopischen Ausblicken habe es nicht gefehlt. Etwa 1927, als das Boulevardblatt "Die Wiener Nachtwelt" das Abendland gefährdet sah: Eines Tages werde die Ringstraße noch „ganz für die Warmen“ reserviert werden, stand da geschrieben. Anlass für den homosexuellenfeindlichen Ausritt sei die - eingebildete oder tatsächliche - Teilnahme Schwuler an einer sozialdemokratischen 1.-Mai-Demonstration gewesen. Europride: der Ablauf Am Samstag, den 30. Juni wird der Wiener Ring ganz im Zeichen des Regenbogens stehen. Sammelplatz für 102 Europride-Gruppen ist um 14 Uhr am Schubert- und Parkring in der Höhe des Beethovenplatzes. Der Abmarsch ist für 15 Uhr geplant, die Route verläuft gegen den Uhrzeigersinn an der Urania vorbei über den Josefskai und den Schottenring zum Schottentor. Dort erfolgt um 16.30 Uhr der schon traditionelle „Moment der Stille“. Um 18 Uhr beginnt die Europride-Schlusskundgebung auf dem Heldenplatz, um 22 Uhr starten im Museumsquartier die große Party Baroque, im Palais Eschenbach die First European Queer Night: Letztere ein von Frauen organisiertes Happening. (Irene Brickner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.06.2001)