Wien - "Nicht so rosig wie dargestellt" bewertet die Vorsitzende der Sektion Hochschullehrer in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD), Andrea Kdolsky, den Kompromiss für ein neues Dienstrecht für Uni-Lehrer. Klargestellt müsse dabei auch werden, dass die GÖD dem Entwurf nicht einfach zugestimmt habe. Das neue Dienstrecht "entspricht in vielen Punkten nicht unseren Vorstellungen", so Kdolsky bei einer Pressekonferenz am Freitag. Vielmehr habe man die bereits im Dienststand befindlichen Kollegen "retten müssen", von denen 1.600 "auf der Straße gestanden wären". Die Zustimmung der Gewerkschaft sei ausschließlich im Zusammenhang mit der bei den Verhandlungen gegebenen Zusage der vorzeitigen Besetzung von 500 in den kommenden Jahren frei werdenden Professoren-Stellen zu sehen, meinte Kdolsky. Die Finanzierung dieser Maßnahme habe wie vereinbart durch das Finanzministerium zu erfolgen und nicht aus dem Wissenschaftsbudget. Allerdings scheine es nun so, als ob einerseits die Stellenbesetzung nicht in dem vereinbarten Ausmaß geschehen und andererseits die finanzielle Bedeckung aus dem Budget des Bildungsministeriums erfolgen solle - für Kdolsky "ein Hohn" und Indiz für "mangelnde Handschlagqualität" seitens der Regierung. "Wenn die Zusagen nicht eingehalten werden, müssen auch wir unser Verhalten ändern", stellte sie ein Zurückziehen der Zustimmung zum neuen Dienstrecht in den Raum. Schon jetzt akuter Nachwuchsmangel "Unausgegoren" sind die neuen Regelungen auch für ihren Stellvertreter, Herbert Sassik. In den technisch-naturwissenschaftlichen Fächern drohe bereits jetzt ein Nachwuchsmangel auf Grund der Kombination aus niedrigem Fixbezug und mangelnder Arbeitsplatzsicherheit. Dazu könnten die Unis für den Herbst momentan keine neue Stellen ausschreiben: Nach altem Recht dürfe nicht mehr besetzt werden, die neuen Regelungen seien hingegen noch nicht in Kraft. "Wir werden im Oktober keine neuen Leute haben", fürchtete Sassik. Ins gleiche Horn stießen der Vorsitzende der Bundeskonferenz für das wissenschaftliche und künstlerische Personal (Buko), Reinhard Folk, und Anneliese Legat, Vorsitzende des Zentralausschusses für Hochschullehrer. Nach derzeitigem Stand würde dem Nachwuchs keine Chancen gegeben. Das Ministerium stehe nur auf dem Standpunkt, dass die Verfahren nun normal geführt und nicht mehr verschleppt würden, so Folk. Von einer Beschleunigung sei nichts zu erkennen. Für Legat ist das neue Dienstrecht "dysfunktional, leistungs- und frauenfeindlich". Viele Probleme wie Karenzierungsfragen seien außerdem noch ungelöst. Diskussion soll nicht einschlafen Keinesfalls will Kdolsky die Diskussion um das neue Dienstrecht einschlafen lassen, in den kommenden Wochen würden sich noch Hunderte Probleme stellen. Dabei habe man "schon das nächste Teufelsszenario vor Augen". Das Dienstrecht stelle nur den "Beginn der universitären Katastrophe" dar, die im Sommer mit der Punktation zur Vollrechtsfähigkeit fortgesetzt werde. Die Ausgliederung in der derzeit diskutierten Form werde abgelehnt. Jenen Kollegen und Studenten, die sich derzeit wegen fehlender Ausschreibungen nicht bewerben könnten, empfahl sie: "Schaut's, was ihr für andere Möglichkeiten habt". Das neue Hochschullehrer-Dienstrecht soll am Donnerstag im Nationalrat beschlossen werden und am 1. Oktober dieses Jahres in Kraft treten. Es sieht für Neueintretende nur noch das Vertragsbedienstetenrecht vor, Beamte soll es künftig keine mehr an der Uni geben. Am Beginn der Uni-Karriere stehen befristete Jobs, für die man sich jeweils neu bewerben muss - zuerst der "Wissenschaftliche Mitarbeiter in Ausbildung" (befristet auf vier Jahre) und anschließend der "Universitätsassistent" (befristet auf vier bis sechs Jahre). Anschließend kann man sich für eine Professur bewerben, entweder als auf maximal sieben Jahre befristeter "Vertragsprofessor" oder als unbefristeter "Universitätsprofessor". Für Uni-Assistenten wurde zusätzlich noch die Möglichkeit geschaffen, sich für einen unbefristeten Posten als sogenannter "Staff Scientist" zu bewerben. (APA)