Wien - Der letzte österreichische Offizier, der eine derartige Machtfülle hatte, war der
Feldmarschallleutnant Alfred
Jansa - jener Offizier, der als
Militärattaché in Berlin die
Nazi-Herrschaft kennen gelernt hatte und vergeblich für
militärischen Widerstand Österreichs eingetreten war. Ab
nächstem Jahr wird auch das
Bundesheer der Zweiten Republik einen Generalstabschef
haben - und damit eine Struktur, die derjenigen der Nato-Staaten entspricht.
Durchgesetzt wird diese
Umstellung mit dem Hinweis,
dass die "Zentralstelle" (also
das Verteidigungsministerium) damit deutlich an Verwaltungsaufwand einsparen
kann. Statt bisher 1414 Soldaten und Zivilbediensteten
werden im Ministerium nur
892 Personen übrig bleiben,
was die von Minister Herbert
Scheibner vorgegebenen Einsparungsziele noch deutlich
unterschreitet. Von bisher
fünf Sektionen bleiben nur
drei: Beschaffung und Ausbildung kommen zum Generalstabschef, daneben bleibt nur
eine kleine Personal- und
Rechtssektion sowie eine
noch kleinere Kontrollsektion.
Von den rund 500 in der
Zentralstelle eingesparten
Funktionen werden etwa 200
Posten an niedrigerrangige
Dienststellen ausgelagert, 300
werden überhaupt frei. Das
wird in der Praxis bedeuten,
dass ältere und hochrangige
Offiziere in Pension geschickt
werden und dafür junge Soldaten bei der Truppe angeworben werden können.
Verteidigungsminister
Scheibner rechnet vor, dass
man für einen eingesparten
Generals- oder Brigdiersposten "nicht nur einen, sondern
drei oder vier Korporäle" in
ein Dienstverhältnis übernehmen könnte. Zu dieser Gesundung der Personalstruktur
gehört allerdings nicht nur ein
Sozialplan (um verdiente ältere Beamte in den verdienten
Ruhestand versetzen zu können), sondern auch ein System, das es für länger dienende Soldaten attraktiv macht,
die Militärkarriere nach einigen Jahren gegen einen Zivilberuf zu tauschen. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 6. 7. 2001)