Wien/Linz - Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl erhält von allen Sozialpartnervertretern die besten Noten (Durchschnitt: 2,45). Aber auch Fritz Verzetnitsch (2,64), Herbert Tumpel (2,64) und Hans Sallmutter liegen in einer market-Umfrage aus der Vorwoche deutlich besser als Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (3,07) und SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer (3,11). Die für den STANDARD durchgeführte Umfrage zeigt die Vertreter der Sozialpartnerschaft alle im obersten Drittel der Politiker. Das Ende der Skala ist tief blau eingefärbt: Die schlechtesten Noten gibt es für Monika Forstinger, Jörg Haider, Thomas Prinzhorn und Peter Westenthaler. Diese Umfrage wurde genau in jenen Tagen durchgeführt, als die Auseinandersetzung um den Hauptverband der Sozialversicherungsträger und dessen Chef Hans Sallmutter auf dem Höhepunkt war. Sallmutter bekommt vor allem von älteren Befragten Rosen gestreut. Sieben von zehn deklarierten SPÖ-Anhängern geben Sallmutter die Noten "sehr gut" oder "gut", bei Gusenbauer tut das nur jeder zweite Sozialdemokrat. Auch AK-Chef Tumpel und ÖGB-Chef Verzetnitsch liegen bei SP-Wählern besser. Bei einer (fiktiven) Bundeskanzler-Direktwahl würden derzeit 27 Prozent Wolfgang Schüssel wählen - im Jänner und Februar waren noch 32 bis 33 Prozent für Schüssel. Unverändert stark auf dem zweiten Platz: Grünen-Bundessprecher Alexander Van der Bellen (22 Prozent). Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer verweist Alfred Gusenbauer mit 14 Prozent um einen Prozentpunkt auf den vierten Platz. Die Frage hat das Linzer market -Insitut schon zum Semesterende gestellt und jetzt wiederholt: "Welche Schulnote zwischen Eins und Fünf geben Sie derzeit der Bundesregierung? Also wie gut arbeitet die Bundesregierung?" Die häufigste Bewertung ist mit 48 Prozent ein Dreier - vier Prozent geben "Sehr gut", neun "Nicht genügend". Durchschnittsnote: 3,10.

Für die Opposition von SPÖ und Grünen sieht es einen Hauch schlechter aus: Noch mehr Dreier und Vierer, weniger "Sehr gut" (und nur sechs Prozent "Nicht genügend") - das ergibt einen Notenschnitt von 3,13. Für market-Chef Werner Beutelmeyer ist aber ein anderer Befund bedeutsamer: "Für die Regierung insgesamt und für jedes einzelne Regierungsmitglied hat sich die Bewertung seit dem Winter verschlechtert - die Durchschnittsnote der Regierung lag damals bei 2,91." Auch wenn die Vergleichszahlen für die Opposition damals nicht erhoben wurden, schließt Beutelmeyer daraus, dass die Regierungspolitik einen kräftigen Imageschaden aufweist.

Die Notenliste der Politiker zeigt, dass Benita Ferrero-Waldner einen Notenschnitt von 2,17 aufweist, 30 Prozent derer, die sie kennen, gaben ihr ein "Sehr gut" - und 14 Prozent konnten oder wollten sie nicht bewerten. Allerdings hatte Ferrero-Waldner im Winter noch 41 Prozent "Sehr gut" und einen Notenschnitt von 1,97. Am untersten Ende der Liste wird es blau: Da liegen Peter Westenthaler (dem gleich 28 Prozent einen "Fleck" verpassen und den eigentlich nur FPÖ-Anhänger richtig gut finden) sowie Thomas Prinzhorn und Jörg Haider.

Auffallend gute Noten gibt es für die Vertreter der Sozialpartnerschaft.

Die Liste zeigt auch, dass viele Politiker weithin unbekannt sind: 32 Prozent kennen Monika Forstinger nicht - und die sie kennen, geben ihr auch keine besonders guten Noten. Franz Morak und Mares Rossmann werden von ihren wenigen Kennern etwas milder benotet. Auch die SPÖ-Bundesgeschäftsführerinnen Andrea Kuntzl und Doris Bures müssen damit leben, dass eine Mehrheit der Bevölkerung sie kaum kennt.

Und was würde all das bedeuten, wenn es zu raschen Wahlen käme? Die wöchentlich erhobenen und hochgerechneten market-Zahlen zeigen die SPÖ seit 16 Wochen unverändert vorne (nur in der Zeit vor der Wien-Wahl waren ÖVP und SPÖ einige Wochen Kopf an Kopf gelegen). Derzeit käme die SPÖ laut market auf 34 Prozent, die ÖVP auf 28, die FPÖ auf 23, die Grünen auf zwölf und auf das LiF und andere Splittergruppen entfielen drei Prozent. Die laufenden market-Messungen (wöchentlich 400 Interviews) zeigen somit ein anderes Bild als die ISMA-Umfrage für profil, die diese Woche ÖVP und SPÖ gleichauf bei 33 Prozent und FPÖ und Grüne knapp beieinander bei 16 und 15 Prozent ansiedelt.

(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.7.2001)