Linz - Feministisch motiviert werden die Grünen sowohl an "gesellschaftspolitische Strategieentwürfe" als auch an "alltägliche Verhaltensweisen" künftig herangehen. Mit 188 Ja-Stimmen bei 20 Gegenstimmen und zehn Enthaltungen wurde am Sonntagnachmittag das neue Grundsatzprogramm der Grünen im Linzer Designcenter angenommen. Darin festgeschrieben werden sechs statt bisher vier grüne Grundwerte: Zu "basis-demokratisch", "ökologisch", "gewaltfrei" und "solidarisch" kamen "feministisch" und "selbstbestimmt" neu hinzu. In dem Entwurf wird außerdem "selbstbestimmt mit anderen verbunden zu leben" und "seinen eigenen Lebensentwürfen zu folgen" als menschliches Grundbedürfnis betrachtet. Die vorgesehene Änderung des Grundwerts "basisdemokratisch" in "partizipativ-demokratisch" wurde von den Delegierten nicht goutiert. Bundessprecher Alexander Van der Bellen bezeichnete das neue Programm als "gute Basis", auf der man politisch aufbauen könne, "gleichgültig, ob sich die Grünen in Opposition oder in Regierungsverantwortung" befänden. Noch genauer fixieren müsse man die grünen Positionen in den Bereichen Bioethik und Militärpolitik. "Menschen aus der Todeszone" Einstimmig angenommen wurde beim Bundesparteikongress die "Resolution zu Temelín", die die Vertreterin des Bezirkes Freistadt, Irmgard Quass, mit den Worten einbrachte: "Wir sind Menschen aus der Todeszone." Die Grünen halten den Ankauf von Abfangjägern "für verzichtbar" und treten dafür ein, einen Teil der 25 Milliarden Schilling (1,8 Mrd. Euro), die für deren Ankauf bestimmt sind, der Tschechischen Republik als Ausstiegshilfe aus dem AKW Temelín zukommen zu lassen. Einem schwarzafrikanischen Delegierten aus Vorarlberg, dem Integrationsexperten Mike Chukuwuma, wurde am Samstagabend auf drastische Weise der Unterschied zwischen Theorie und Praxis vor Augen geführt: Mit dem Vorwand, es seien keine schwarzen österreichischen Staatsbürger erwünscht, wurde ihm der Zutritt zu einem Linzer Lokal verwehrt. (etz) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 9.7. 2001)