„Erfolg im Arbeitsleben basiert zu 50 Prozent auf Fachkompetenz. Das belegen internationale Studien. Die andere Hälfte hängt von den so genannten Soft Skills wie Kommunikations- und Teamfähigkeit ab“, davon ist Jorge Klor de Alva überzeugt. Der Präsident der Apollo International University of Applied Sciences (AIUAS), einem deutschen Ableger der University of Phoenix, hat deshalb wesentliche Soft Skills an der AIUAS als Lernziele integriert. Die zehn gefragtesten Soft Skills – und welche Anforderungen sich dahinter verbergen D ie wachsende Bedeutung so genannter „weicher Faktoren“ wie soziale Kompetenz, Fähigkeit zur Problemlösung, Mobilität und Flexibilität, stellt auch Wolfgang Henniger, Vermittler bei der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung fest. „Man produziert anders als früher, hat flachere Hierarchien und ist teamorientierter“, fasst er zusammen. Einsame Tüftler seien nicht mehr gefragt, was zähle, ist die Zusammenarbeit. Hinterfragt man jedoch die Inhalte dieser Persönlichkeitsmerkmale herrscht – wie bei den meisten „buzz words“ – erst mal Ratlosigkeit. Hat Kommunikationsfähigkeit etwas mit dem Ratsch auf dem Gang zu tun und verlangt Durchsetzungsvermögen nicht eher die Ellbogen-Taktik, die man mit „weichen Faktoren“ so gar nicht in Verbindung bringen will? Diplom-Psychologe Jürgen Hesse, einer der Experten für Karriereberatung vom „Büro für Berufsstrategie“ bringt Licht ins Dunkel. Was verbirgt sich hinter den Anforderungen von Persönlichkeitsmerkmalen? Und welche Aussagekraft haben sie in Bezug auf die ausgeschriebene Stelle? Hesse/Schrader haben die zehn gefragtesten Soft Skills zusammengestellt und erklären, was dahinter steckt: Teamorientierung Einer für alle, alle für einen. Als teamorientiert gilt, wer nicht nur effektiv im Team arbeiten kann, sondern wessen gesamte Denk- und Arbeitsweise dem Teamgeist untergeordnet ist: Das erhöht die Schlagkraft und Effizienz einer Gruppe. Einzelkämpfer, die ungern Lösungen gemeinsam entwickeln oder sich schwer tun, Aufgaben in Zusammenarbeit mit anderen zu lösen, sind out. Denn Teamorientierung ist eine Schlüsselqualifikation, die inzwischen fast überall eingefordert wird. Doch Vorsicht: Nicht selten verbirgt sich hinter diesem Schlagwort eine Tendenz zum Gruppenzwang. Wer beim kollektiven Spargelessen fehlt, weil er lieber mit Freunden als mit Kollegen ausgeht, wird schnell als Verräter am gemeinsamen Unternehmen abgestempelt. Individualisten tun sich deshalb mit diesem Soft Skill manchmal schwer. Kommunikationsfähigkeit Wer kommunikationsfähig ist, kann Botschaften klar und deutlich formulieren. Das heißt, er oder sie macht es dem Gegenüber einfach, die Message auch richtig zu verstehen. Noch vielmehr bedeutet Kommunikationsfähigkeit jedoch, Botschaften anderer richtig zu interpretieren. Dazu gehört nicht nur, gut zuzuhören, sondern auch alle anderen Signale wie Mimik, Gestik und Körperhaltung zu entschlüsseln und entsprechend darauf zu reagieren. Als kommunikationsfähig erweist sich am Ende derjenige, „der mit anderen gut kann“. Achtung: Häufig verbinden Personaler mit Kommunikationsfähigkeit die simple Gabe, viel zu reden. Sie sollten dieses Soft Skill deshalb weder im Bewerbungsanschreiben noch im Vorstellungsgespräch allzu deutlich in den Vordergrund stellen. Sie könnten sonst leicht in den Verdacht des geschwätzigen Tratschmauls geraten, dessen Wortschwall alle Kollegen von der Arbeit abhält. Organisationsfähigkeit Organisationsfähigkeit ist die Gabe, Termine und Arbeitsabläufe so zu planen und zu ordnen, dass die eigene Arbeitskraft möglichst optimal genutzt wird. Organisationstalente setzen Prioritäten. Das Wichtigste wird zuerst erledigt. Unwichtige Arbeiten stehen hinten an. Bei Führungspersonen bezieht sich dieses Soft Skill daher auch auf die Fähigkeit, einen bestimmten Verantwortungsbereich effizient zu strukturieren. Vorsicht. Häufig verbirgt sich hinter dem Anspruch des Arbeitgebers nach perfekter Organisation der Wunsch, dass der anschwellende Berg der zu bearbeitenden Unterlagen auch ohne Überstunden gut bewältigt wird. Klappt das nicht, fehlt es vielleicht an der Effizienz. Doch vergessen Sie nicht: Wenn Sie viel Arbeit gut organisieren, liegt auf Ihrem Schreibtisch immer noch viel – gut organisierte – Arbeit. Flexibilität Geistige Beweglichkeit wird heute an fast allen Arbeitsplätzen eingefordert. Denn die rasche technische Entwicklung und die konstanten Veränderungen von Märkten verlangen ein hohes Maß an Anpassungsvermögen von Unternehmen und Arbeitnehmern. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die Bereitschaft ständig Neues kennen zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Das gilt für das Erlernen eines neuen Computerprogramms ebenso wie für das Einarbeiten in einen neuen Aufgabenbereich. Doch die viel beschworene Flexibilität hat auch ihre Schattenseiten. Der Begriff wird zum Euphemismus, wenn Vorgesetzte von Ihren Mitarbeitern nonstop Einsatz und Bereitschaft zu Überstunden verlangen. Wird dieses Soft Skill im Stellenangebot besonders betont, heißt das, dass Sie an diesem Arbeitsplatz gute Nerven brauchen. Mobilität Die Soft Skill Mobilität ist die kleine Schwester der Flexibilität. Denn auch räumlich muss der ideale Arbeitnehmer von heute unbedingt beweglich bleiben. Das gilt vor allem für das Management. Die globalen Märkte zwingen Unternehmen wie Arbeitnehmer schnell auf neue Standortfaktoren zu reagieren. Daher ist für den Karrieresprung in Führungspositionen dieses Soft Skill häufig Grundvoraussetzung. Achtung: Wer Mobilität als explizite Anforderung an die Bewerber in einer Stellenanzeige liest, sollte sich auf einen baldigen Umzug gefasst machen. Emotionale Intelligenz Ein kluger Kopf allein macht keinen erfolgreichen Manager. Mit dieser These brachte Daniel Goleman Mitte der 90er-Jahre das moderne Personalwesen ins Wanken. In zunehmendem Maße gilt seither die emotionale Intelligenz – oder auch soziale Kompetenz genannt – als Schlüsselqualifikation auf dem Arbeitsmarkt. Gemeint ist immer dasselbe: Intuitives, „natürliches“ Geschick im Umgang mit Kollegen und Mitarbeitern. Mit dazu gehören Soft Skills wie Team-, Kommunikations- und Integrationsfähigkeit. Motivation Wer die Lust am Arbeiten verliert, arbeitet auf Sparflamme. Der Gedanke an den nächsten Urlaub beherrscht den Kopf weitaus mehr als das nächste Projekt. Eine solche Einstellung lässt die Produktivität natürlich sinken. Psychologen verstehen unter Motivation die Summe aller Gründe, die menschliches Handeln in Gang setzen. Motivation ist sozusagen der Motor des eigenen Antriebs und der sollte möglichst von selbst angeworfen werden, ohne dass andere unentwegt Benzin nachfüllen müssen. Als hoch motiviert gilt am Arbeitsplatz daher, wer in hohem Maß bereit ist, sich für seine Arbeit einzusetzen, ohne dass sein Chef ihn ständig antreiben muss. Das Idealbild: der Mitarbeiter, der jeden Tag gut gelaunt am Arbeitsplatz erscheint und mit einem Lächeln im Gesicht allen Stress positiv empfindet – auch wenn der Computer ständig abstürzt, Kunden und der Chef meckern, schließt er oder sie abends heiter die Tür und freut sich auf morgen. Die Wirklichkeit sieht leider häufig anders aus: In vielen Branchen macht sich wegen permanenter Überforderung der Mitarbeiter das Burn-out-Syndrom breit. Durchsetzungsvermögen Potenzielle Führungskräfte sollten die eigenen Ideen, Ziele und Vorstellungen im Kollegenkreis durchsetzen können. Kommt es zum Konflikt, bloß nicht zurückstecken, keine Schwäche zeigen und die eigene Position deutlich und entschieden vertreten. Und das tut, wer ab und zu deutlich auf den Tisch schlägt und sagt „So wird es gemacht“. Ohne Durchsetzungsvermögen des Chefs ähnelt das Team, die Abteilung oder die Firma bald einem Debattier-Club. Die meisten Vorgesetzten bringen diese Gabe ganz von selbst mit. Denn nur wer sich gegen andere durchsetzt, kommt auch eine Etage höher. Der Ruf nach Durchsetzungsstärke ertönt in vielen Stellenanzeigen. Dahinter verbirgt sich der Wunsch der Unternehmen an ihr Führungspersonal, trotz abflachender Hierarchien von Zeit zu Zeit Autorität zu zeigen. Das muss jedoch nicht immer das einzig mögliche Erfolgsrezept sein: Denn nicht immer hat der patriarchalische Führungstyp seine Mitarbeiter besser im Griff als der sanfte Kreative. Kreativität Als kreativ gelten gemeinhin Künstler. Mit Malen, Schreiben oder Komponieren hat Kreativität im Arbeitsleben nicht viel zu tun. Dennoch: Kreativ sein heißt Neues schaffen. Und das ist im Arbeitsleben bitter nötig. Kreativ verhält sich, wer eigenständig neue Lösungen für alte Probleme findet, neue Ideen in den Raum stellt und durch seinen Einfallsreichtum besticht. Das kann auch ein neues Organisationssystem der Aktenordner sein. Dieses Soft Skill erfordert in hohem Maße Fantasie, Imagination und Assoziationsvermögen. Vorsicht ist geboten, wenn Sie dieses Soft Skill in einer Stellenanzeige finden. Besonders häufig suchen kleine Start-up-Firmen nach Mitarbeitern mit kreativem Potenzial. Gefragt ist hier schnelles Umschalten und die Fähigkeit, mit vielen neuen Ideen spezifischen Problemen dieser Unternehmen in der Konsolidierungsphase zu begegnen. Machen Sie sich an diesem Arbeitsplatz auf einige Hektik gefasst. Analytisches und logisches Denken Analytisches Denken hat mit der Fähigkeit, Prozente blitzschnell im Kopf zu rechnen oder hoch komplizierte mathematische Aufgaben zu lösen, recht wenig zu tun. Logiker besitzen vielmehr die Fähigkeit, Sachverhalte mit der passenden „Wenn-dann“-Formel zu durchleuchten. Dazu gehört die Gabe, Zusammenhänge zu erkennen, sie richtig zu strukturieren und zu resümieren, sowie die Fähigkeit diese richtig zu interpretieren und angemessenen Schlüsse zu ziehen. Viele Einstellungstests arbeiten daher mit kniffligen Textanalyseaufgaben, in denen die Bewerber ihr analytisches Denkvermögen unter Beweis stellen sollen. Bewerber sollten vor diesem Schlagwort in Stellenanzeigen auf der Hut sein. Denn manches Mal heißt das, dass diese Firma einen Analytiker auch dringend nötig hat, um schwer überschaubare Zusammenhänge zu entwirren. Gerne kursieren diese Anforderungen in Stellenanzeigen auch als reine Imagepflege. Kein anderes Soft Skill vermittelt so schön den Eindruck, in dieser Firma beschäftigten sich ganze Think Tanks mit der Entwicklung neuer Marktstrategien. (Quelle:www.focus.de)