Innsbruck - In der heftig gebeutelten Tiroler ÖVP steht nun, nachdem die Entscheidung zur Hypo-Zukunft abermals aufgrund verhärteter Fronten vertagt werden musste, Obmann Ferdinand Eberle unter Druck. Der Wirtschaftsbund, die Vizeobfrau Elisabeth Zanon-zur Nedden und Landeshauptmann Wendelin Weingartner orten dringenden Handlungsbedarf. 14 von 27 Mitglieder des Parteivorstandes haben laut Zanon-zur Nedden die dringende Einberufung einer Vorstandsitzung verlangt. Aber Eberle, dem allein das Recht zur Einberufung obliegt, meint auf Anfrage, es gebe "keine unmittelbare Notwendigkeit". Die Tiroler VP stand bereits im Mai unmittelbar vor einer Spaltung, nachdem Eberle allen Gutachten zum Trotz eigenmächtig ein "definitives Nein" zu der von der Hypo- Bank geplanten Holding mit der Südtiroler Sparkasse verkündete. Letzte Woche hatte der Obmann Unmut erzeugt, als er vor den Medien behauptete, er hätte im VP-Klub leicht "eine solide Mehrheit" erhalten, wenn zur Hypo abgestimmt worden wäre. Klubchef Klaus Madritsch hatte postwendend widersprochen. "Eberle in Mißkredit" Nun sieht der Wirtschaftsbund (WB) in einem Schreiben an die Funktionäre sowohl den Parteichef wie auch den des Diebstahls bezichtigten Parteimanager Günther Weber (der STANDARD berichtete) "bei der Bevölkerung in Misskredit gekommen". Es sei "der Punkt erreicht", an dem die Anliegen des WB "durch die Aktionen der Partei Schaden nehmen". Sollten Meinungsverschiedenheiten weiterhin nicht "sachlich und intern" ausgetragen werden, will der WB "auf personelle Konsequenzen bestehen". Landesrätin Elisabeth Zanon-Zur Nedden meint, "die Tiroler Volkspartei kann sich keine Diskussion über den ganzen Sommer erlauben". Der Parteiobmnn sei aufgrund der Statuten "verpflichtet, das erfolgreiche Zusammenwirken aller in der Tiroler VP vereinten Kräfte zu sichern". Am Donnerstag ist Eberle von den drei Vize-Obleuten und dem Landeshautpmann zu einer Aussprache gebeten worden, zu der der Obmann aber nicht erschien. "Wenn es Zeit ist, etwas zu besprechen, werde ich schon dafür Sorge tragen", so Eberle. Weingartner sieht einen "Riss, der bis auf Bürgermeister-Ebene getragen wurde", und mahnt: "Die Leute könnten sich fragen, wieso die so zerstrittene Partei noch das Vertrauen verdienen soll". (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 13. 7. 2001)