Berlin - Angesichts der Anstrengungen der Staaten Mittel- und Osteuropas, sich für die Europäische Gemeinschaft "fit" zu machen, erwartet EU-Kommissar Günter Verheugen von den "politischen Eliten" beider Seiten mehr Engagement, die Menschen für Europa zu begeistern. "Diese gewaltige Idee, diese große Vision eines vereinten, freien und demokratischen Europas" sollte nicht verengt werden auf Aspekte der Kosten, der Arbeitsplatzängste oder der befürchteten Kriminalität an offenen Grenzen, unterstrich Verheugen am Freitag im ZDF-Morgenmagazin. Nach Verheugens Einschätzung wird Estland auf Grund seiner frühen und radikalen politischen und wirtschaftlichen Reformen "ohne jeden Zweifel in der Europäischen Union mithalten können". Auch Polen gehöre zweifellos zu den am besten vorbereiteten Ländern. Es werde die Verhandlungen auf Grund "eigener Leistungen" abschließen und "nicht, weil es von irgendjemand durch die Hintertür in die Europäische Union gebracht" werde. Eine reine Bewertung des Beitrittsprozesses nur nach den abgeschlossenen Kapiteln des Kriterienkatalogs führe in die Irre, sagte der für die Osterweiterung zuständige EU-Kommissar. Man müsse die "Breite und Qualität der Vorbereitungen" mit einbeziehen. Für Verheugen stellt sich jedoch bei allen Beitrittskandidaten die Frage, ob sie nach Übernahme des gesamten europäischen Rechts auch in der Lage sein werden, es anzuwenden und durchzusetzen. Brüssel unterstütze die Länder dabei, versicherte der EU-Kommissar. (APA/dpa)